Christoph Harig, Claudia Zilla
Brasilien als „Emerging Donor“
Politische Distanz und operative Nähe zu den traditionellen Gebern
SWP-Studien, März 2012,
22 Seiten, www.swp-berlin.org
Die Entwicklungshilfe, die Schwellenländer zunehmend leisten, wird in traditionellen Geberländern sehr kritisch beobachtet. Am Beispiel Brasilien zeigt ein neues Papier aus der Stift ung Wissenschaft und Politik, dass dies nur teilweise begründet ist. Brasiliens Auslandshilfe ist mit dem Wirtschaftswachstum des vergangenen Jahrzehnts stark gestiegen. Das Land weist laut der Studie Konzepte der westlichen Geber zurück wie die Bindung von Hilfe an die Regierungsführung. In der Praxis aber professionalisiere sich die technische Hilfe Brasiliens – es hat dafür als einziger der nicht traditionellen Geber eine eigenständige Agentur – und nähere sich der westlichen an. Diese Hilfe, die vor allem nach Lateinamerika und ins portugiesisch-sprachige Afrika geht, sei Teil der Außenpolitik, aber kein Instrument, die eigene Wirtschaft zu fördern. Anders die Auslandskredite der öffentlichen brasilianischen Entwicklungsbank BNDES, der mittlerweile größten der Welt: Damit würden etwa Auslandsgeschäfte brasilianischer Unternehmen und Firmenübernahmen in Südamerika gefördert. Nur ein kleiner Teil dieser von den Nachbarländern misstrauisch beäugten Kredite sei allerdings Entwicklungshilfe (ODA) im Sinne der westlichen Kriterien, und Brasilien selbst betrachte sie auch gar nicht als Hilfe. Solche Finanzierungen seien für neue Geber ein weit wichtigeres Mittel der Einflussnahme als Hilfe. Das Papier weist darauf hin, dass auch traditionelle Geber Mischformen von ODA und Geschäftskredit und etwa Exportförderungen einsetzten – damit, nicht mit ihrer Hilfe, solle man die Auslandskredite Brasiliens vergleichen. (bl)
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