Ende August hatten sich Kirchenvertreter aus Deutschland und dem Irak zusammen mit Fachleuten aus katholischen Hilfswerken in Aachen getroffen und über Hilfsmaßnahmen und Projekte nachgedacht, mit denen die Lebensbedingungen der christlichen Bevölkerung im Irak verbessert werden können. Das geplante Büro in Erbil soll spätestens Ende des Jahres beginnen, wirtschaftliche Projekte zu entwickeln und deren Finanzierung zu koordinieren. Missio hat dafür bereits seine Unterstützung zugesagt.
Angedacht sind unter anderem Gesundheitsstationen für besonders arme Bevölkerungsschichten, die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft mit Kleinkrediten oder auch internet-basiertes Lernen an kirchlichen Schulen und Universitäten. Solche Projekte sollen zum einen helfen, die Gesamtsituation der Christen zu verbessern, zum anderen Arbeitsmöglichkeiten schaffen. Die Angebote sollen auch für andere als Christen offen sein. „Die Menschen brauchen schnelle Hilfen und berufliche Perspektiven“, sagte Harald Suermann, der Leiter des Missionswissenschaftlichen Instituts des Hilfswerks missio.
Unternehmen ermutigen
Die irakischen Geistlichen riefen deutsche Investoren auf, den Irak nicht aufzugeben und sich am Wiederaufbau des Landes zu beteiligen. Der chaldäische Weihbischof von Bagdad, Shlemun Warduni, sagte, er hoffe auf ein größeres Interesse der deutschen Regierung am Irak. „Sie kann deutsche Unternehmer zu mehr Engagement ermutigen und selbst größeren politischen Einfluss auf die innere Entwicklung des Landes nehmen“, sagte Warduni.
Seit Beginn der US-geführten Invasion im Irak 2003 wurden mehr als 1000 Christen von islamistischen und kriminellen Banden ermordet. Schätzungsweise rund zwei Drittel der vormals 1,2 Millionen Christen sind aus dem Irak ins Ausland geflohen. Die irakischen Kirchenführer warnten in Aachen allerdings davor, pauschal von Christenverfolgung im Irak zu reden, auch wenn es diese im Einzelfall gebe. „Es gibt keine systematische Verfolgung der Christen“, sagte etwa der lateinische Erzbischof von Bagdad, Jean Sleiman. Treffender sei es, von bedrängten Christen zu reden.
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