Der Gesellschaft als Vorbild dienen

Der Westafrikanische Kirchenratsetzt sich seit langem für gute Regierungsführung ein und führt verstärkt Kampagnen gegen die Korruption, zunehmend auch in den eigenen Reihen. In einigen von ihnen betriebenen Schulen und Lehrerseminaren haben die Kirchen dabei schon Erfolge erzielt. Doch die Bestechung mobilisiert viel größere Summen, als den Kirchen für ihre Kampagnen zur Verfügung stehen.

„Null-Toleranz gegen Korruption", steht auf Plakaten, die alle großen Kirchen in Liberia, Ghana, Togo, Benin und Nigeria in einer gemeinsamen Kampagne zum 9. Dezember, dem Internationalen Tag gegen Korruption, aushängen. Für Tolbert Jallah, der als Generalsekretär des Westafrikanischen Kirchenrates FECCIWA in Togo die Arbeit in 13 Ländern koordiniert, spielen die Kirchen eine wichtige Rolle im Kampf gegen Korruption. „Da in unserer ökumenischen Gemeinschaft Millionen Gläubige zur Kirche gehen, ist unser Einfluss über die Kampagne hinaus groß", sagt der lutherische Theologe aus Liberia, der im Oktober auf Einladung von Brot für alle in Bern und Genf war.

Autorin

Viera Malach

arbeitet für die Presseagentur InfoSüd.

Seit den 1980er Jahren setzt sich der Kirchenrat für gute Regierungsführung und Transparenz ein und lanciert seit 2003 regelmäßig Kampagnen gegen die Korruption, auch innerhalb der Kirchen. Tolbert Jallah: „Heute geben alle großen lokalen Kirchen regelmäßig Auskunft über die Ein- und Ausgaben ihrer Gemeinden. Bulletins werden in den Städten teils monatlich im Gottesdienst verteilt. Es ist ein wichtiger moralischer Wert, Rechenschaft über die Geldverwendung abzugeben."

Oft müssen sich Studierende gute Noten mit Sex erkaufen

Jallah empören die Unsummen, die jeder Einzelne und die Gesellschaft verlieren, weil sich in allen Lebensbereichen Schmiergeldzahlungen institutionalisiert haben. In Schulen, Krankenhäusern, der Justiz oder bei der Versorgung mit Wasser und Strom herrschten oft desolate Zustände, weil die Korruption das Geld für diese öffentlichen Dienste entzieht. Besonders fatale Auswirkungen habe, dass sich Schüler und Studierende ihre Noten, Zeugnisse oder Diplome oft mit Geld oder sexuellen Diensten erkaufen müssten. „Hier hat die Kirche eine wichtige Rolle. Sie hat das Tabu gebrochen und spricht über den Schaden solcher Praktiken für die ganze Gesellschaft."

Jallah gibt Beispiele, wie die Kirchen in ihren eigenen Schulen gegen solche Missstände vorgehen. Ombudspersonen werden eingesetzt und gehen Meldungen nach, an Pilotschulen wurden Verhaltensregeln ausgearbeitet und verteilt. Vielerorts entstanden „Studentenclubs gegen Korruption", die in Schulen Debatten oder Theateraufführungen zum Thema organisieren. Die Kampagnen erreichen viele Jugendliche, doch die Bestechung mobilisiere viel mehr Geld, als die Kirchen im Kampf gegen Korruption aufbringen können, räumt Jallah ein. Und doch hat der Westafrikanische Kirchenrat zusammen mit regierungsunabhängigen Organisationen aus dem Süden und dem Norden einige politische Erfolge erzielt und Korruptionsfälle aufgedeckt - auch von internationalen Hilfswerken - und vor Gericht gebracht.

Was wünscht sich Reverend Tolbert Jallah von Partnerorganisationen im Norden? „Die Zielgruppen müssten besser in die Projektplanung und Kontrolle einbezogen und über die Auswertung informiert werden. Sie beteiligen sich zwar an Projektprüfungen aus dem Norden, erhalten aber weit weniger Reports und Rechenschaftsberichte als die Spender und Geber."

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erschienen in Ausgabe 12 / 2010: Staatsaufbau - Alles nur Fassade?
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