80 Delegierte von Kirchen aus 32 vorwiegend europäischen Ländern hatten sich Mitte November auf Einladung des ÖRK und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) zu einer Regionalkonsultation in Budapest getroffen, um in Vorbereitung auf die nächste Vollversammlung des ÖRK 2013 im südkoreanischen Busan über die sozialen und ökologischen Herausforderungen der wirtschaftlichen Globalisierung zu beraten. „Wir brauchen den großen Wandel“, heißt es im „Budapester Aufruf“, in dem die Verfasser neue Konsummuster und Produktionsverfahren fordern, die auf einer „Ökonomie des Genug“ sowie auf einer Ethik der Selbstbeschränkung basieren. Klimagerechtigkeit solle dabei das Leitprinzip sein. „Klimagerechtigkeit ist ohne Bekämpfung der Armut und die Bekämpfung der Armut ist nicht ohne Klimagerechtigkeit möglich“, heißt es in dem Dokument, in dem die Kirchen aufgefordert werden, sich bei den Regierungen für dieses Thema stark zu machen.
Autorin
Ideen für eine Ökumenische Dekade der Klimagerechtigkeit
Für Klaus Heidel von der Werkstatt Ökonomie in Heidelberg, der für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an der Konsultation teilgenommen hat, hat der Budapester Aufruf das Potenzial, ein zentrales Dokument in der ökumenischen Bewegung zu werden. „Klimagerechtigkeit ist für alle Kirchen ein großes Thema“, sagt der Historiker. In dem Papier würden nun die unterschiedlichen Diskussionsstränge zusammengeführt. „Bei Klimagerechtigkeit geht es um die drei Hauptfragen des konziliaren Prozesses, nämlich Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, die in den letzten Jahren oft nur einzeln thematisiert wurden“, sagt Heidel. Das Eintreten für Klimagerechtigkeit könnte für den ÖRK das werden, was in den 1980er Jahren der Kampf gegen die Apartheid in Südafrika war, nämlich das zentrale Thema, bei dem der Weltkirchenrat wieder eine wichtige Rolle spielen kann. Deswegen hätten sich die Delegierten in Budapest dafür ausgesprochen, dass der ÖRK 2013 in Busan Klimagerechtigkeit zum Schwerpunktthema der 10. Vollversammlung macht, sagt Heidel. Es gebe außerdem Überlegungen, der nächsten ÖRK-Vollversammlung vorzuschlagen, eine Ökumenische Dekade zur Klimagerechtigkeit auszurufen.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn zunächst muss der Budapester Aufruf in den nationalen Kirchengremien wie zum Beispiel im Rat der EKD oder bei den landeskirchlichen Beauftragten für den kirchlichen Entwicklungsdienst bekannt gemacht werden. Das Papier sei aber eine gute Ausgangsbasis, weil es beschreibe, was man in der Kirche unter Klimagerechtigkeit verstehe und wie man zu einer solchen gelangen könne, sagt Heidel. „Das ist relativ ideologiefrei formuliert“, sagt Heidel. Die Ausrichtung am Markt werde dabei nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Vielmehr gehe es darum die Marktmechanismen so zu gestalten, dass der Markt am Leitbild Klimagerechtigkeit ausgerichtet wird.
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