Stein des Anstoßes sind Parkbänke aus tropischen Harthölzern. Sie sind besonders witterungsbeständig und daher auf lange Sicht günstig im Unterhalt. Das Bezirksamt Berlin-Mitte plant bei der Neugestaltung rund um den Fernsehturm mehr als 160 neue Bänke mit Auflagen aus tropischem Jatoba-Holz. Die heimische Hartholzart, die Eiche, hätte die Bänke deutlich teurer gemacht, teilte die Berliner Senatsverwaltung mit. Andere europäische Holzarten seien weicher, würden schneller morsch und seien daher langfristig teurer.
Auch die Stadt Lübeck erntete Kritik, weil sie ihre Sitzbänke in der Fußgängerzone mit brasilianischem Jatoba-Holz ausstatten wollte. Nach Protesten der Organisation „Pro Regenwald“ greift die Hansestadt jetzt auf die heimische Eiche oder Lärche zurück. In anderen Städten lösten ähnliche Vorhaben ebenfalls heftige Kontroversen aus. Der Stadtrat von Ingolstadt sprach sich nach monatelangen Diskussionen im Mai dagegen aus, seine neuen Sitzbänke aus Kambala-Holz aus dem westafrikanischen Ghana fertigen zu lassen. Stattdessen soll nun Douglasie aus dem Schwarzwald verwendet werden. Bei der Entscheidung spielte auch eine Rolle, dass sich Ingolstadt als „Fairtrade-Town“ beworben hat. In Schwerin gab eine Schiffsanlegestelle Anlass für Diskussionen, die aus tropischem Hartholz gebaut werden sollte.
Autorin
Claudia Mende
ist freie Journalistin in München und ständige Korrespondentin von „welt-sichten“. www.claudia-mende.deIn allen Fällen ging es zwar um Holz mit dem Siegel des Forest Stewardship Council (FSC), das eine nachhaltige Waldwirtschaft garantieren will. Es ist zurzeit das einzige Holzsiegel, das von großen Umweltverbänden wie Greenpeace oder dem WWF mitgetragen wird. Inzwischen sind rund 13 Prozent der tropischen Regenwälder in Afrika, Lateinamerika und Asien FSC-zertifiziert. Auch auf Bundesebene ist Tropenholz in öffentlichen Bauvorhaben seit einem Erlass von 2011 zulässig, sofern es ein Siegel wie FSC trägt.
Doch die Kritik an dem Label wächst. Ein häufiger Einwand lautet, dass die Organisation auch Monokultur-Plantagen mit hohem Einsatz von Pestiziden zertifiziert sowie Holz, das aus weitgehend unberührten Wäldern stammt. Außerdem sind immer wieder gesiegelte Unternehmen durch zweifelhafte Praktiken aufgefallen, vor allem in Zentralafrika, wo staatliche Strukturen nur schwach ausgeprägt sind. 2011 und Anfang 2012 soll es zu gewalttätigen Übergriffen auf die Bevölkerung in der Provinz Equatoria der Demokratischen Republik Kongo durch FSC-zertifizierte Holzfirmen gekommen sein.
Die Fälle werden derzeit noch vom Beschwerdeausschuss des FSC untersucht. Greenpeace hat danach ein Moratorium für die Vergabe von FSC-Siegeln an Firmen im Kongobecken gefordert. Die Diskussion über das FSC-Siegel wird wohl auch in Zukunft die Kommunen beschäftigen.
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