Fatima el-Issawi
Tunisian media in transition
Carnegie Endowment for International Peace, July 2012, 33 Seiten
http://carnegieendowment.org/files/tunisian_media.pdf
Information, Meinungsbildung, Kritik und Kontrolle – die Medien spielen in einer Umbruchssituation wie in Tunesien eine besonders wichtige Rolle. Doch die Medienwissenschaftlerin Fatima el-Issawi sieht sie trotz größerer Freiheiten für diese Aufgabe schlecht gerüstet. Tunesien hat sich im jüngsten Index der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ gegenüber dem Vorjahr von Platz 164 auf 134 verbessert und wird darin für seine wachsende Meinungsvielfalt vor allem in Printmedien gelobt.
El-Issawi sieht die Entwicklung dennoch mit Besorgnis: Die tunesischen Medien seien noch immer ein Ort der Manipulation und Einschüchterung. Hier tobe eine heftige ideologische und politische Schlacht zwischen der islamistischen Ennahda-Partei, die die ersten freien Wahlen im Land gewonnen hat, und der säkularen Elite.
Die Wissenschaftlerin sieht die Verantwortung für diese Entwicklung auf zwei Seiten: Zum einen kritisiert sie die Zurückhaltung der Regierung, neue Mediengesetze zu verabschieden. Bis heute fehlten etwa klare und objektive Richtlinien für die Besetzung von Führungspositionen in den staatlichen Medien. Zum anderen aber hinterfragt el-Issawi, die in ihrer Studie zahlreiche tunesische Journalisten zitiert, deren Selbstverständnis und Professionalität. Sie müssten ihre frühere Rolle als bloßes Sprachrohr der Herrschenden aufgeben und sich stattdessen für eine unabhängige, verantwortliche Berichterstattung einsetzen. Aber: Auch in Tunesien sterben alte Gewohnheiten langsam. Und außerdem müssen die materiellen Rahmenbedingungen stimmen, wie el-Issawi nicht verschweigt: sichere Arbeitsverträge und ein angemessenes Gehalt. (gka)
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