Kenias Erziehungsminister übertreibt es für manche seiner Landsleute mit der Partizipation. Und in der Tat: Muss man dem Wunsch von Schülerinnen nachgeben, sich schick anzuziehen? Es ist schlimm genug, dass die eitlen Dinger in der Mädchenschule von Rwathia in den Streik treten, nur weil die Schulleitung ihnen eine neue Schuluniform verordnet hat und sie die Röcke zu lang und hässlich finden. Sie wollen nicht wie Nonnen aussehen, sollen sie gesagt haben. Wollen sie denn wie Flittchen auf dem Schulhof herumstolzieren? Die heiligen Schwestern, vor denen sie ein bisschen mehr Respekt haben sollten, verhüllen schließlich ihr Äußeres aus gutem Grund vor den Männern. Schon im Vaterunser heißt es „und führe uns nicht in Versuchung“.
Etliche Ältere und Geistliche in Kenia haben der Schulleitung den Rücken gestärkt und auf der Achtung der Moral bestanden. Und der Erziehungsminister untergräbt ihre Autorität, indem er den Mädchen Zugeständnisse macht und einen staatlich empfohlenen Modellrock vorstellt, der kaum übers Knie reicht. Vielleicht will er Wählerstimmen fangen, indem er die richtige Rocklänge zur Staatsaufgabe macht. Dann erklärt er es auch noch für falsch, wenn eine Schulleitung Kleider vorschreibt, ohne die Schülerinnen zu „konsultieren“.
Er nimmt wohl das Partizipationsgerede westlicher Entwicklungshelfer zu wörtlich und hat darüber das Gespür für afrikanische Traditionen und Moral verloren. Der neue Rock, warnen Kenianer im Internet, wird Ehebruch und unwürdige Szenen an den Schulen auslösen. Und die Mädchen werden sicher bald noch kürzere Röcke und hochhackige Schuhe verlangen. Wer weiß – am Ende behaupten sie gar, dass man vor hundert Jahren auch in Afrika halb nackt herumgelaufen wäre, so wie heute in Europa. Gut, dass wenigstens in Afrika die Tradition noch verteidigt wird!
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