Vertreter der österreichischen Hilfsorganisationen bezeichnen Wiens Einsatz als unzureichend. „Österreich drückt sich bei der humanitären Hilfe um einen angemessenen Beitrag“, kritisiert Ruth Picker, die Geschäftsführerin des Dachverbandes Globale Verantwortung. Sie vergleicht die bis dahin freigemachten 1,5 Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds mit den Leistungen von Ländern wie Luxemburg, den Niederlanden oder der Schweiz, die ein Vielfaches ausgeschüttet hätten. Das liege auch daran, dass der Katastrophenfonds mit derzeit fünf Millionen Euro insgesamt unterdotiert sei, sagt Picker.
Autor
Ralf Leonhard
war bis zu seinem plötzlichen Tod im Mai 2023 freier Journalist in Wien und ständiger Korrespondent von "welt-sichten".Laut Gerhard Weinberger, dem Koordinator der Humanitären Hilfe im Außenministerium, muss jede Ausschüttung vorher von der Regierung abgesegnet werden . Das sei ein weiteres Problem, das rascher Hilfe im Wege stehe. In anderen Ländern oder etwa auch im österreichischen Innenministerium könnten vergleichbare Zahlungen auch nachträglich genehmigt werden.
Praktisch alle österreichischen Entwicklungsorganisationen sind längst im Sahel engagiert, wo die Situation außerdem durch politische Wirren verschärft wird, wie Max Santner vom österreichischen Roten Kreuz erklärt. Rund 300.000 Gastarbeiter seien aus Libyen in ihre Ursprungsländer zurückgekehrt. Statt mit Geldsendungen zur Ernährung ihrer Familien beizutragen, müssten sie jetzt selber durchgefüttert werden. Frauen kochen nur noch einmal am Tag, und Menschen beginnen, das Saatgut zu essen, berichtet Christoph Schweifer von der Caritas über die Lage in Mali. Wenn die Zeit der Aussaat im Juni beginnt, will die Caritas Saatgut verteilen. Derzeit widmet sie sich vor allem unterernährten Kindern und versucht durch „Food-for-work-Programme“ die Männer in Beschäftigung zu halten.
Mehrere Tausend Tuareg, die aus Mali geflüchtet sind, werden in Lagern in Burkina Faso betreut. Die Hirtennomaden haben ihr Vieh mitgebracht. Deswegen müssten in einem der Lager neben 3000 Menschen auch 20.000 Rinder, 15.000 Ziegen und 638 Kamele versorgt werden, sagt Robert Ottitsch, Geschäftsführer von der Organisation Hope 87, die eine Trinkwasseraufbereitungsanlage installiert hat und zudem den rund 15.000 Einheimischen im Umkreis des Lagers hilft. So sollen soziale Spannungen vermieden werden, erklärt Ottitsch. Das Vieh beider Gruppen werde geimpft, damit sich keine Seuchen verbreiten. Für die Kinder im Lager gebe es Betreuungsangebote.
Die Journalistin Ulla Ebner berichtet aus dem Tschad, auf den Märkten gebe es zwar ausreichend Grundnahrungsmittel, allerdings hätten sich die Preise gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. In ihrer Verzweiflung plünderten die Frauen sogar schon unterirdische Ameisennester, um an die dort von den Tieren gebunkerten spärlichen Getreidereste zu gelangen.
Die Vereinten Nationen, aber auch die betroffenen Regierungen wollen dennoch nicht von einer Hungerkatastrophe sprechen. Die Krise sei mit der am Horn von Afrika nicht zu vergleichen. Wenn allerdings nicht schnell und effektiv geholfen werde, sei eine Katastrophe unvermeidlich. Die Caritas, so Schweifer, habe nur etwa die Hälfte der erforderlichen Mittel für ihren Einsatz. CARE könne bisher gar erst 15 Prozent des geplanten Programms finanzieren.
Neuen Kommentar hinzufügen