Bedenkliche Bilanz

Die Schweiz ist Sitz vieler transnationaler Unternehmen. Zu ihnen gehört auch Glencore, einer der führenden Rohstoffkonzerne weltweit. Am Beispiel seiner Tochterfirma in der Demokratischen Republik Kongo zeigen Brot für alle und Fastenopfer die Probleme bei der Ausbeutung von Bodenschätzen.
Die kongolesischen Kirchen wie auch Projektpartner von Brot für alle und Fastenopfer in der DR Kongo sind seit Jahren mit dem Leid der Bevölkerung durch den Rohstoffabbau konfrontiert. Sie berichten über miserable Arbeitsbedingungen, verseuchte Flüsse, ausgelaugte Böden und verschmutzte Luft. Die hohen Erträge aus dem Abbau von Kobalt, Coltan oder Kupfer gingen jedoch an Land und Leuten vorbei. Der rücksichtslose Bergbau führe zu Konflikten und habe die Zahl der hungernden Menschen erhöht.
 

Autorin

Viera Malach

arbeitet für die Presseagentur InfoSüd.

Vor Ort untergrabe neben anderen die Glencore International AG das Recht auf Nahrung, kritisieren Brot für alle (evangelisch), Fastenopfer (katholisch) und Partner sein (christkatholisch) in ihrer diesjährigen ökumenischen Kampagne. Sie rückt die Kupfer- und Kobaltgewinnung in der Provinz Katanga ins Schlaglicht, wo Glencore vor rund zwei Jahren die Tochterfirma Katanga Mining Limited (KML) gegründet hat. Glencore mit Sitz im Tiefsteuer-Kanton Zug hält 75 Prozente an der KML, die rund 6400 Personen beschäftigt. Zu den Auswirkungen der Investitionen von Glencore auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt in Katanga haben die drei Werke gemeinsam mit der südafrikanischen Organisation Bench Marks Foundation Mitte März eine Studie vorgelegt.

Ein Glencore-Sprecher wirft den Hilfswerken Ungenauigkeit vor

„Die Bilanz ist bedenklich“, resümiert Chantal Peyer, verantwortlich für Wirtschaft und Menschenrechte bei Brot für alle. Die Studie zeige, dass internationale Arbeitsrechte missachtet und die Umwelt schwer geschädigt würden. Kritische Punkte seien zudem die Verträge sowie Steueraspekte. Die verschachtelte Konzernstruktur ermögliche es Glencore, Gewinne zu verschieben und Steuern zu vermeiden. Das Unternehmen besitze Firmen in Steuerparadiesen wie den Bermudas, wo die Tochterfirma KML ihren Holdingsitz hat. „Es ist ein Skandal, dass mit Glencore, eines der größten Schweizer Unternehmen, über keine ernst zu nehmende Politik der sozialen Verantwortung verfügt“, kritisiert Peyer. Ein Sprecher des Unternehmens entgegnet, der Bericht enthalte Ungenauigkeiten. Die Firma nehme ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst.

Das Sozialinstitut Cepas in Kinshasa, eine Partnerorganisation von Fastenopfer, die den Bergbau in der DR Kongo untersucht hat, bestätigt jedoch die Kritikpunkte: „Transparenz über die Konzessionsverträge und die Geldflüsse gibt es nicht“, sagt Cepas-Direktor Ferdinand Muhigirwa. Obwohl der Wert der Bergbauproduktion im Kongo stetig steige, sei der Anteil der Steuereinkünfte aus dem Bergbau an den Staatseinnahmen seit den 1980er Jahren von 70 Prozent auf 7 Prozent (2006) zurückgegangen. Muhigirwa appellierte bei einem Besuch in Bern an das Ausland, zu helfen, dass Konzerne soziale, ökologische und wirtschaftliche Verpflichtungen respektieren.

Rückenstärkung erhalten die kongolesischen Kirchen und Organisationen von der ökumenischen Kampagne und ihrer Unterschriftensammlung „Unternehmen müssen Menschenrechte achten“. Transnationale Konzerne müssten dazu verpflichtet werden, ihre Finanzergebnisse nach Land offenzulegen, so wie die USA das eingeführt haben, heißt es in der Petition an die Schweizer Regierung. Sie müssten zudem darlegen, wie viel sie an die jeweiligen Regierungen zahlen. Für Konzernleitungen sollte eine gesetzliche Sorgfaltspflicht verankert werden. Gerade bei Rohstofffirmen, die oft in Staaten mit schwachen Regierungen oder andauernden Konflikten agieren, sei die Gefahr groß, dass sie und ihre Tochterfirmen für Menschenrechtsverletzungen mitverantwortlich sind.

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