Der Dokumentarfilm von Émilie Thérond porträtiert in ruhigen Sequenzen drei Pädagoginnen aus Burkina Faso, Bangladesch und Sibirien, die mit unerschütterlicher Motivation Kinder und Jugendliche an außergewöhnlichen Orten unterrichten.
Sandrine Zongo, Taslima Akter und Svetlana Vassileva haben eines gemeinsam: Sie brennen für ihren Beruf. Die drei Frauen sind mit Herz und Seele Lehrerinnen und verfolgen hartnäckig ein Ziel: Sie wollen Kindern und Jugendlichen, die keinen oder nur schwer Zugang zu schulischer Bildung haben, so viel Wissen und Fertigkeiten vermitteln wie möglich. Dass sie oft Widerstände überwinden und Rückschläge hinnehmen müssen, hält sie nicht davon ab, die Heranwachsenden, so gut es geht, auf ihr Leben als Erwachsene vorzubereiten – wobei ihnen klar ist, dass ihre Zöglinge nur mit einem Schulabschluss eine Chance auf ein besseres Leben haben.
Eine weibliche Erzählerstimme (in der deutschen Fassung: Dennenesch Zoudé) führt aus dem Off in den Film ein, stellt die Protagonistinnen vor und liefert Hintergrundinformationen. So etwa über Sandrine Zongo aus Burkina Faso, eine alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die ihr Pädagogikstudium erfolgreich abgeschlossen hat. Nun tritt sie ihre erste Stelle in einer Dorfschule an, die 600 Kilometer entfernt liegt von der Haupstadt Ougadougou, in der Zongo ihre Familie zurücklässt. In dem Dorf ist Zongo, die sich für sechs Jahre verpflichtet hat, anfangs frustriert: Die Schule ist eine offene Hütte, der Brunnen kaputt, das Mobilfunknetz fragil. Sie soll 50 Schülerinnen und Schüler betreuen, die fünf Dialekte sprechen, aber praktisch kein Französisch beherrschen. Immerhin kann sie ein eigenes Steinhaus bewohnen, in dem sie sich bald wohlfühlt. Am Ende des Schuljahres bekommen mehrere ihrer Schützlinge Preise für besondere schulische Leistungen und sie sagt: „Ich habe meine Berufung gefunden.“
Dagegen kann Svetlana Vassileva auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken. Seit 15 Jahren leitet sie eine Wanderschule in Sibirien. Mit ihrem Mann, einem Rentierzüchter, fährt sie per Schlitten bis zu 200 Kilometer von einem Wohnplatz zum nächsten, um im verschneiten Ostsibirien ein geräumiges Zelt aufzuschlagen. Darin unterrichtet Vassileva einige Kinder der nomadischen Ewenken, die als Rentierhirten mit ihren Herden durch die Taiga ziehen. Ihre zehntägigen Unterrichtsblöcke finden im Schnitt alle zwei Monate statt. Neben dem regulären Lehrstoff versucht die Pädagogin, den Kindern die ewenkische Sprache und Kultur zu vermitteln. Doch den quirligen Jungs Matvei und Lura ist das zunächst zu langweilig.
Taslima unterrichtet auf einem Schulboot
Den heftigsten Gegenwind bekommt die 22-jährige Taslima Akter zu spüren, die seit vier Jahren unterrichtet. Weil im Norden Bangladeschs der Monsunregen immer wieder weite Landstriche überflutet, können viele Kinder nicht zur Schule gehen. Abhilfe schafft das Schulboot, mit dem Taslima im Auftrag einer nichtstaatlichen Organisation die Schülerinnen und Schüler jeden Morgen zu Hause abholt und an Bord unterrichtet. Doch das klappt nicht immer, weil in der verarmten Region viele Kinder schon zum Familieneinkommen beitragen müssen. Sorge bereitet Taslima vor allem die Schülerin Yasmin, denn deren arme Mutter will das Mädchen so schnell wie möglich verheiraten. Unermüdlich setzt sich die Lehrerin dafür ein, dass Yasmin wenigstens bis zur Abschlussprüfung weiterlernen darf, damit ihr die Sekundarstufe offensteht.
Drei Jahre brauchte die französische Autorin und Regisseurin Émilie Thérond für Recherchen und die Arbeit an dem Film, mit dem sie inhaltlich an ihren langen Debütfilm „Mon Maitre d‘École“ (2016) anknüpft, ein Porträt ihres eigenen früheren Schullehrers. In „Schulen dieser Welt“ beobachtet sie abwechselnd ihre Protagonistinnen, wobei die zunächst ausführlichen Sequenzen immer kürzer werden, so dass sich die Atmosphäre einer wachsenden Dramatik einstellt. Dass das Lehrpersonal ausschließlich aus Frauen besteht und auch hinter der Kamera etliche Frauen arbeiten, ist kein Zufall, will Théron doch unterstreichen, welche Probleme viele Frauen schultern müssen, um sich zu emanzipieren und den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
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