Die Digitalisierung zum Guten wenden

In ihrem Plädoyer für eine mündige digitale Gesellschaft liefern die Sozialwissenschaftler Steffen Lange und Tilman Santarius Hintergrundwissen, um die Möglichkeiten der Digitalisierung gemeinwohlorientiert und ressourcenschonend zu nutzen.

Das Fragezeichen im Titel ist Programm. In Anlehnung an Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ hinterfragen die Autoren die Versprechen der digitalen Revolution und analysieren die Chancen und Gefahren des neuen digitalen Megatrends. Können künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Big Data, Smart Cities oder Blockchains zu mehr Gerechtigkeit und einer intakten Umwelt führen? Oder enden sie im Turbokapitalismus und einer Diktatur weniger IT-Konzerne mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt?

In sieben gründlich recherchierten Kapiteln – belegt mit 33 Seiten Literaturverzeichnis – gelingt es den beiden Wissenschaftlern vom Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, die Vielschichtigkeit der Digitalisierung verständlich darzustellen. So diskutieren sie die Entstehung des Internets, die Energie- und Verkehrswende, den Datenschutz, Monopolisierungstendenzen, Wirtschaftswachstum und immer wieder die Frage, in welcher Welt wir leben wollen. Zahlreiche Abbildungen und Informationskästen über 3-D-Drucker, Blockchains oder andere Begriffe veranschaulichen den Text. Zugleich erklären die Autoren grundlegende Zusammenhänge: So kann sich der Kauf eines E-Readers ab 30 bis 60 gelesenen Büchern gegenüber gedruckter Exemplare ökologisch amortisieren. Mobilität kann durch verschiedene Sharing-Angebote in Kombination mit öffentlichem Nahverkehr tatsächlich smart werden und Energie, Emissionen und Stress sparen.

Voraussetzung für die positiven Effekte der Digitalisierung ist allerdings der politische Wille, die weitere Entwicklung der neuesten Revolution gemeinwohlorientiert zu steuern.

In ihrem Ruf nach einer sozialökologischen Transformation der Digitalisierung plädieren Steffen Lange und Tilman Santarius für Open Source Systeme, dezentrale Strukturen, die Begrenzung von Monopolen und strikte Datenschutzlinien. Sie fordern mehr Gerechtigkeit, Umweltschutz und Entschleunigung und betonen, dass Tauschplattformen wie beispielsweise Fairmondo, aber auch FairBnB statt AirBnB oder Linux statt Microsoft die Welt grüner, sozialer und lebenswerter machen können. Positive technologische Entwicklungen wie die App Foodsharing gegen Lebensmittelverschwendung oder die Suchmaschine DuckDuckGo, die keine persönlichen Daten für Werbezwecke auswertet, machen Mut, zumindest im Kleinen sofort aktiv zu werden.
 

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