Astrid Berner-Rodoreda und Renate Of
HIV-positiv … und wie damit leben?
Erfahrungen und Reflektionen über die Kraft der Solidarität
Brandes & Apsel,
Frankfurt am Main 2013,
220 Seiten, 19,90 Euro
Die Zahl der Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, ist im vergangenen Jahr gesunken, und immer mehr Infizierte erhalten lebensverlängernde Medikamente. Doch Aids ist noch immer unheilbar und die Vereinten Nationen haben unlängst vor Leichtsinn gewarnt angesichts der Tatsache, dass in afrikanischen Ländern die Nutzung von Kondomen zurückgeht. Weltweit leben rund 35 Millionen Menschen mit dem Virus im Blut – viele von ihnen werden diskriminiert und ausgegrenzt, verlieren ihren Job und ihre Freunde.
Astrid Berner-Rodoreda und Renate Of, langjährige Mitarbeiterinnen von „Brot für die Welt“ und in der Aids-Arbeit tätig, geben HIV-positiven und aidskranken Frauen und Männern unter anderem aus Südafrika, Indien, Vietnam, Russland und Deutschland in ihrem Buch eine Stimme. Die Reportagen, Hintergrundberichte, Porträts und Interviews von unterschiedlichen Autoren beschränken sich nicht auf schlimme Erfahrungen. Sie schildern vor allem den Mut, sich zu wehren und seine Rechte einzufordern, sowie Zeichen der Solidarität und tatkräftige Hilfe. Es geht darum, wie Männer stärker in die Prävention von Aids einbezogen werden, wie Frauen sich besser schützen und Jugendliche ihr Leben in den Griff bekommen können.
Ferner wird nachgezeichnet, dass sich viele Kirchenvertreter zunächst schwer taten im Umgang mit Aids und wie sie schließlich zu einer solidarischen Haltung mit den Betroffenen fanden. Im armenischen Jerewan setzt sich ein Priester für Frauenrechte und Toleranz gegenüber HIV-Positiven ein. Das internationale Netzwerk von HIV-infizierten religiösen Führungspersonen INERELA macht sich dafür stark, Scham und Stigma zu überwinden.
Entstanden ist ein Lesebuch, das berührt und zuweilen wütend macht. Es stellt klar: Der Kampf für das Menschenrecht auf Gesundheit ist noch lange nicht zu Ende. Dass die einzelnen Beiträge sich in Stil und Tiefe stark voneinander unterscheiden, liegt in der Natur eines Sammelbandes. Doch es ist schade, dass sie nicht namentlich gekennzeichnet sind, ebenso wenig wie die Farbfotos. Das wird in einem Aufwasch am Schluss des Buches abgehandelt. (Gesine Kauffmann)
Erschienen in welt-sichten 11-2013
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