Sushi - The Global Catch
USA 2011 Regie: Mark S. Hall, 75 Minuten
Kinostart: 7. Juni 2012
Weltweit wächst der Appetit auf Sushi, die Kombination aus Algen, rohem Fisch und Reis aus Japan. Vor allem Thunfisch ist beliebt und damit in Gefahr, ausgerottet zu werden, warnt der texanische Regisseur Mark S. Hall in seinem preisgekrönten Dokumentarfilm.
Sushi scheint unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein. Was als einfacher Imbiss von Straßenhändlern in Japan begann, hat sich zum globalen Massenphänomen entwickelt. Auf ihrem Weg in alle Weltregionen treibt die drei Milliarden Euro schwere Industrie teils kuriose Blüten wie Sushi-am-Stiel in New York oder Sushi-Popper in Kalifornien. Doch der Siegeszug der Kombination aus rohem Fisch und Reis mit Essigwürze hat ihre Schattenseiten. Denn die Nachfrage lässt die Bestände der Fischarten schrumpfen, die für Sushi verwendet werden. Die ökologischen Schäden des wachsenden Fischkonsums beleuchtet der texanische Regisseur Mark S. Hall in seinem Film, der mehrfach auf Festivals ausgezeichnet worden ist.
Hall skizziert zunächst die Geschichte und die Traditionen der Sushi-Zubereitung in Japan. Von Mamoru Sugiyama, dem Inhaber des 1885 gegründeten Spitzenrestaurants Sushiko in Tokio erfährt man, dass die Ausbildung zum Sushi-Chef bei ihm sieben Jahre dauert. Und dass die scharfen Messer aus unterschiedlich hartem Stahl geschmiedet werden. Kenntnisreich und detailfreudig umkreist Hall den Kern des Problems: Je größer die Nachfrage nach Sushi, umso mehr leiden die angeschlagenen Fischvorkommen, allen voran der Blauflossenthunfisch, der bei Sushi-Fans wegen seines aromatischen Fleisches am beliebtesten ist. Ob Fischhändler oder Meeresbiologen: Allen ist klar, dass es so nicht weitergehen kann, sonst sind die Weltmeere in wenigen Jahrzehnten leergefischt.
Die Bestände der großen Thunfischarten sind seit Beginn der industriellen Fischerei in den 1950er Jahren um etwa 90 Prozent geschrumpft . Dabei nimmt der Thunfisch in der Nahrungspyramide der Meere eine Schlüsselposition ein. Wenn er ausgerottet werde, gerate das gesamte Ökosystem in Schieflage, so dass am Ende nur Quallen, Seeigel und Kleinsttiere übrigbleiben, warnt der Greenpeace-Aktivist Casson Trenor, der in San Francisco das erste Restaurant mit Sushi aus nachhaltigem Fischfang gegründet hat. Trenor will mit seinem „ökologisch unbedenklichem Sushi" eine Atmosphäre schaffen, in der die Gäste ohne Gewissensbisse genießen können. Die Konsumenten können nach dieser Lesart mit ihrem Verhalten mehr bewirken als die Regierungen der Fischfangländer, die sich aus Rücksicht auf ihre Fischindustrien nicht auf Beschränkungen einigen können.
Mit dem Australier Hagen Stehr, der als Pionier der Aquakultur gilt, zeigt der Film einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma auf. Stehr hat in Port Lincoln eine erfolgreiche Thunfi schzucht aufgebaut und lässt seit Jahren Wissenschaft ler erforschen, wie man Thunfische in Gefangenschaft zum Laichen bringen und aufziehen kann. Als er erfährt, dass in seinen Tanks im März 2009 die ersten Blue-Tuna-Larven der Welt geschlüpft sind, kommen dem deutschstämmigen Unternehmer die Tränen. Noch eindringlicher aber ist der Appell eines alten Fischers aus Japan: „Thunfisch ist köstlich, aber Flunder und Dorade schmecken auch gut. Wenn es keine Fische mehr im Meer gibt, ist es zu spät zum Jammern. Wir müssen wirklich umdenken."
Reinhard Kleber
Neuen Kommentar hinzufügen