Oaxaca/Mexiko-Stadt - In Mexiko sind seit 2006 mehr als 85.000 Menschen verschwunden. Nach Angaben des Staatssekretärs für Menschenrechte, Alejandro Encinas Rodríguez, wurden seit der Amtsübernahme des Präsidenten Andrés Manuel López Obrador im Dezember 2018 mehr als 44.000 Verschwundene registriert. Ein Viertel der Vermissten seien Frauen, informierte Encinas am Donnerstag (Ortszeit) in Mexiko-Stadt. Allein seit seinem Bericht im Januar dieses Jahres seien 3.000 weitere Menschen verschleppt worden.
In Mexiko wurden bereits etwa 4.000 Gräber gefunden, in denen sich Leichen von Verschwundenen befanden. Laut Encinas sind seit der Amtsübernahme López Obradors 1.606 Gräber entdeckt worden. Der Menschenrechtsbeauftragte begründete die hohe Zahl der Funde mit der Zunahme der Konfrontationen zwischen kriminellen Kartellen, aber auch mit der intensiven Suche vonseiten der Behörden und der Angehörigen. Die Leiterin der Nationalen Suchkommission, Karla Quintana, sprach von einer Krise der Rechtsmedizin. "Wir haben Zehntausende Körper, die wir nicht identifizieren können", sagte sie.
Seit der damalige Präsident Felipe Calderón 2006 den "Krieg gegen die Mafia" begonnen hat, sind in Mexiko immer mehr Menschen verschwunden. Manche wurden von Kriminellen verschleppt, weil sie gegnerischen Banden angehörten, andere, damit sie als Schmuggler, Prostituierte oder im Drogenanbau arbeiten. Weitere Menschen befanden sich in den Händen von Polizisten oder Soldaten, als sie zum letzten Mal gesehen wurden. Da die mexikanischen Regierungen lange Zeit nichts zur Aufklärung der Fälle unternommen hatten, begannen die Angehörigen selbst, nach ihren Geschwistern, Kindern oder Eltern zu suchen. Präsident López Obrador hat versprochen, mehr für die Aufklärung der Fälle zu tun.