Christian Aid
The Scandal of Inequality in Latin America and the Carribean
April 2012, 64 Seiten,
www.christianaid.org.uk
Die Länder Lateinamerikas zählen bis auf wenige Ausnahmen nicht zu den ärmsten der Erde. Trotzdem hält die Region den unrühmlichen Spitzenplatz bei der sozialen Ungleichheit – seit 40 Jahren. Die britische Hilfsorganisation Christian Aid analysiert in einem neuen Bericht die Ursachen. Und findet auch einige Fortschritte. So habe sich die Sozialpolitik in den vergangenen zehn Jahren grundlegend gewandelt und es sei gelungen, die Armut in einigen Ländern zu reduzieren, heißt es in dem 64 Seiten starken Papier. Erfolge seien auch bei der Bildung erzielt worden.
Die indigene Bevölkerung habe davon jedoch nicht profitiert – die Zahl der mangelernährten Kinder sei etwa bei den Indigenen in Guatemala doppelt so hoch wie in der restlichen Bevölkerung. Die Autorinnen und Autoren des Berichts betrachten eine ganze Reihe von Einflussfaktoren auf die gesellschaftliche Ungleichheit: die Diskriminierung ethnischer Gruppen; die weit verbreitete, oft nicht geahndete Gewalt gegen Frauen; das Wirtschaftsmodell, das einseitig auf große Unternehmen setzt und kleine und mittlere Betriebe vernachlässigt; fehlende Landreformen und unausgereifte Steuersysteme sowie politische und wirtschaftliche Eliten, die kein Interesse daran haben, am Status quo etwas zu ändern.
Auch der Klimawandel spielt eine Rolle: Ein eigenes Kapitel belegt, wie Kleinbauern besonders hart von der Gletscherschmelze in Peru getroffen werden, wobei diese durchaus innovative Wege entwickeln, sich zu wehren. Der Bericht macht nüchtern und faktenreich auf ein zentrales Thema der sozialen und wirtschaft lichen Entwicklung aufmerksam – anders, als der emotionale Titel vermuten lässt.
(gka)
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