Kongo: Journalisten unter Beschuss

Mehrere Afrikaner laufen nebeneinander auf einer Straße. Jeder von ihnen hält ein großes weißes Kreuz mit einem Namen hoch.
picture alliance / Xinhua News Agency
Mitte Mai 2024 sind Menschen auf dem Weg zu einer Beerdigung in Goma, Provinz Nord-Kivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Immer wieder kommt es zu Kämpfen zwischen der Armee und der Miliz M-23, bei denen Zivilisten getötet werden. Jüngst wurde ein Journalist auf offener Straße erschossen.
Kirche und Ökumene
Ende September wurde der Journalist Edmond Bahati in Goma auf offener Straße erschossen. Er hatte über die Gewalt verschiedener bewaffneter Gruppen im Ostkongo recherchiert und das Programm des katholischen Senders Radio Maria koordiniert.

Wer hinter dem Mord steckt, ist bisher nicht geklärt. Die Behörden haben 35 Personen festgenommen, die im Zusammenhang mit der Tat stehen sollen. Einer soll angegeben haben, er habe fünf Dollar für den Mord bekommen. Ob der Mord jemals aufgeklärt wird, ist ungewiss. Seit knapp drei Jahrzehnten herrscht Krieg in der an Bodenschätzen reichen Region. Schätzungsweise sechs Millionen Menschen haben dadurch seit 1996 ihr Leben verloren. 

Offiziell gilt im Ostkongo seit Ende Juli ein Waffenstillstand zwischen den Regierungstruppen und ihrem Hauptgegner, der M23-Miliz. Die gibt vor, gegen die Diskriminierung von Tutsi im Kongo zu kämpfen, und wird nach Angaben der Vereinten Nationen direkt von der ruandischen Regierung mit Waffen versorgt. Außer den M23 sind Dutzende andere bewaffnete Gruppen an Kämpfen beteiligt, die in das jetzt von Angola ausgehandelte Waffenstillstandsabkommen zwischen den M23 und der Regierung nicht eingebunden sind. Zu der Gewalt der verschiedenen Milizen hatte Edmond Bahati recherchiert und darüber bei Radio Maria berichtet. 

Radiosender sind oft die einzige Informationsquelle 

In Kriegsgebieten, in denen wie in Teilen des Ostkongo der Zugang zum Internet gestört ist oder fehlt, sind Radiosender oft die einzige Informationsquelle für die Bevölkerung. Gerade dort  seien Journalisten besonders gefährdet, schreibt Reporter ohne Grenzen in einem Bericht über den Ostkongo Mitte Juli. So hätten in der Region Lubero, rund 250 Kilometer nördlich von Goma, seit dem Vormarsch der M23 im Frühsommer mindestens 14 Radiosender ihre Arbeit eingestellt, weil der Druck zu groß wurde oder weil Rebellen die Büroräume zerstört hatten. Einige Sender wurden von den M23-Rebellen übernommen und dienen ihnen jetzt zur Verbreitung eigener Nachrichten. Damit sei die Radiolandschaft völlig umgekrempelt, schreibt Reporter ohne Grenzen. Rund 50 Journalisten seien geflohen und hätten Schutz in Butembo oder Goma gesucht.

„Die von Lokaljournalisten betriebenen Gemeinschaftsradios sind ein wertvolles Informationsmedium, insbesondere in Kriegsgebieten“, schreibt Reporter ohne Grenzen. Wenn sie vom Militär als Geiseln genommen und unter Beschuss genommen würden, handele es sich „um einen schweren Angriff auf die Pressefreiheit, auf den die kongolesischen Behörden dringend reagieren müssen“.

Radio Maria orientiert sich an katholischem Glauben

Bahatis Sender ist Mitglied des weltweiten Senderverbunds Radio Maria, der offiziell nicht zur katholischen Kirche gehört, sich aber in seiner inhaltlichen Ausrichtung am katholischen Glauben orientiert. Seit 2009 sendet Radio Maria im Ostkongo in Französisch und den beiden lokalen Sprachen Lingala und Suaheli und bietet neben Informations- und Nachrichtensendungen auch religiöse Programme an, die Menschen in ihrem Glauben stärken sollen. 

Es sei schmerzlich, einen dynamischen Mitarbeiter verloren zu haben, der sich für die Entwicklung von Radio Maria und für seine Kollegen eingesetzt habe, sagte Chefredakteur Adeodatus Muhigi bei der Beerdigung von Bahati: „Wir fordern die politischen und militärischen Behörden auf, ihre Verantwortung ernst zu nehmen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Andernfalls riskieren wir, wie Tiere zu sterben, die zum Schlachthof geführt werden.“ 

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