Gesundheitszentren stärken, Ausgegrenzte schützen

Aids
Fachleute aus Wissenschaft, Medizin und Politik, die in dieser Woche zur Welt-Aids-Konferenz in München zusammenkommen, fordern zu Recht, die Krankheit wieder mehr zu beachten. Denn trotz Erfolgen ist die Neuinfektionsrate alarmierend und die Finanzierung der HIV-Bekämpfung auf einem historischen Tiefstand.

Barbara Erbe ist Redakteurin bei welt-sichten.

Dass zum ersten Mal nicht Subsahara-Afrika die meisten HIV-Neuinfektionen aufweist, ist durchaus ein Erfolg. Noch in den frühen 2000er Jahren waren dort die Todesraten wegen Aids besonders hoch. Dass sich das geändert hat, liegt nicht nur daran, dass die – in den reichen Ländern schon jahrelang genutzte – antiretrovirale Kombinationstherapie (ART) seit 2003 auch im Süden Afrikas erschwinglich ist und angewendet wird. Mindestens ebenso wichtig ist, dass die Therapie nicht mehr allein in der Hand der Krankenhäuser liegt, die für die meisten Betroffenen kaum erreichbar sind, sondern dass HIV-Infizierte auch in örtlichen Gesundheitszentren versorgt werden. Für das Personal dort gibt es inzwischen einfache Anleitungen, was bei der Behandlung von HIV-Kranken wichtig ist und wie deren Zustand am besten überwacht werden kann. Dadurch können örtliche Gesundheitskräfte HIV-Betroffene betreuen, ohne speziell dafür ausgebildet zu sein. Sie klären die Patienten bei den regelmäßigen Behandlungssitzungen auch besser über ihre Krankheit auf. All das erleichtert den Zugang zu den Betroffenen und damit Aufklärung und Prävention.

Diese Erfahrung sollte nun gezielt in Lateinamerika, Osteuropa, Zentralasien und im Nahen Osten berücksichtigt werden. Denn dort steigen die Infektionszahlen, stellt der jüngste Bericht des UN-Aidsprogramms UNAIDS fest. Gründe dafür sind unter anderem, dass Präventionsprogramme unzureichend und zu wenig in die gesundheitliche Grundversorgung integriert sind. 

Vor allem Mädchen und junge Frauen brauchen mehr Schutz: Bei ihnen ist die Rate der HIV-Neuinfektionen höher als bei Jungen und jungen Männern. In Verbindung mit gut erreichbaren örtlichen Gesundheitsstützpunkten können sich auch Innovationen wie der Dapivirin-Vaginalring als wirksam erweisen. Diesen weichen Silikonring führt die Frau selbst für einen Monat in die Vagina ein und er setzt dort ein Medikament frei, das HI-Viren abtötet – auch wenn ein infizierter Sexualpartner oder gar Vergewaltiger kein Kondom benutzt.  

Der UNAIDS-Bericht betont zu Recht, wie wichtig Prävention ist, um weltweit die Verbreitung des HI-Virus einzudämmen. In erster Linie müssen Barrieren beseitigt werden, die ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen wie homosexuellen oder gender-diversen Menschen und Sexarbeitenden bisher den Zugang zu Aufklärung und Präventionsleistungen erschweren. 

All das kostet Geld. Es nicht zu tun, kostet aber noch viel mehr Geld – und bringt vor allem vermeidbares menschliches Leid. 

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