Das „Gesetz zur Förderung der angemessenen sexuellen Menschenrechte und der ghanaischen Familienwerte“ wird seit August 2021 in Ghana kontrovers diskutiert. Menschenrechtsgruppen warnen davor, dass es die Demokratie insgesamt gefährde. Die Kirchen sehen das anders. Bereits 2022 hatte sich die Presbyterianische Kirche in Ghana, die mit einer Million Mitglieder rund drei Prozent der Gesamtbevölkerung vertritt, hinter das Gesetzesvorhaben gestellt.
Anfang Dezember hat nun auch die Katholische Bischofskonferenz in Ghana mitgeteilt, dass sie sich für die Kriminalisierung von Homosexualität ausspreche. Zwar genieße der einzelne Homosexuelle alle grundlegenden Menschenrechte und dürfe nicht wie ein Krimineller behandelt werden. Aber ein Recht auf eine gleichgeschlechtliche Ehe dürfe es in Ghana nicht geben, schreiben die Bischöfe in ihrem Statement. Auch dürften homosexuelle Handlungen nicht gebilligt werden. Mit dem Gesetz würde die Familie als Institution gestärkt und das richtige sexuelle Verhalten gefördert.
Das Gesetz stehe im Einklang mit den Werten eines Großteils der ghanaischen Bevölkerung, heißt es in der Erklärung. „Wir, die katholischen Bischöfe von Ghana, unterstützen den dem Parlament vorgelegten Gesetzesentwurf, der homosexuelle Praktiken in Ghana illegal machen soll.“ Diese seien moralisch verwerflich, schreiben die Bischöfe und unterstreichen, dass sie immerhin 13 Prozent der Bevölkerung Ghanas verträten. In einem weiteren Statement Ende Dezember erklärte die ghanaische Bischofskonferenz außerdem, kein Priester dürfe eine homosexuelle Beziehung segnen.
Selbst das Eintreten für LGBTQ+-Rechte wäre strafbar
Nach dem Gesetzesentwurf, über den das Parlament voraussichtlich bis Ende des Jahres abstimmen wird, sollen homosexuelle Handlungen mit mehrjährigen Gefängnisstrafen geahndet werden. Auch würden LGBTQ+-Gruppen für illegal erklärt, genauso wie die Information oder das Eintreten für LGBTQ+-Rechte. Dies kann dem Entwurf zufolge mit fünf bis zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Auf der anderen Seite werden sogenannte Konversionstherapien mit dem Ziel, homosexuelle zu heterosexuellen Menschen „umzuerziehen“, ausdrücklich gebilligt.
Beobachter gehen davon aus, dass das Gesetz das Parlament passieren wird. Homosexualität wurde in der Vergangenheit in weiten Teilen der ghanaischen Bevölkerung zwar nicht gutgeheißen, aber in der Regel toleriert. Dass das Thema jetzt auf die politische Agenda gekommen ist, führen Beobachter auf parteipolitische Motive zurück. „Es ist bekannt, dass Homophobie in Ghana weit verbreitet ist und der Gesetzentwurf in der Bevölkerung eine breite Zustimmung besitzt. Folglich könnten die Verhandlungen und die Abstimmung über das Gesetz in der laufenden Legislaturperiode einen entscheidenden Einfluss auf das Wahlverhalten vieler Ghanaer bei den Wahlen 2024 haben“, heißt es in einem Länderbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung von 2022. Und Menschenrechtsgruppen stellen vermehrt gewalttätige Übergriffe auf LGBTQ-Personen fest.
In Afrika haben in jüngster Zeit mehrere Länder Homosexualität unter Strafe gestellt oder diskutieren darüber, dies tun zu wollen. So drohen in Uganda seit Mai 2023 bis zu 14 Jahre Haft für homosexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit. In Kenia diskutiert das Parlament derzeit eine Vorlage, nach der zum Beispiel nicht einvernehmlicher, gleichgeschlechtlicher Verkehr mit zehn bis 50 Jahren bestraft werden soll und Menschen, die ihre Wohnung an LGBTQ-Paare vermieten, bis zu sieben Jahren Gefängnis rechnen müssen. In Südafrika dagegen ist die Homo-Ehe erlaubt und gleichgeschlechtliche Paare dürfen auch Kinder adoptieren.
Neuen Kommentar hinzufügen