Gegründet wurde BRICS als Antwort auf die Dominanz der Industrieländer in der Weltwirtschaftspolitik und der Entwicklungsfinanzierung. In diesen Fragen war und ist es für die fünf Mitglieder relativ einfach, mit einer Stimme zu sprechen. Je politischer das Bündnis jedoch wird, desto schwieriger dürfte das werden. Es ist offensichtlich, dass China BRICS gerne vergrößern und stärken würde, um im heraufziehenden geopolitischen Kräftemessen mit dem Westen zusätzliche Partner um sich zu scharen. Russland spielt da vielleicht noch mit, während Brasilien wenig Interesse haben dürfte, sich auf diese Weise in einen neuen Ost-West-Konflikt ziehen zu lassen.
Indien hat selbst ein angespanntes Verhältnis zum Nachbarn China
Das gilt auch für Indien, das selbst ein angespanntes Verhältnis zum Nachbarn China hat. Mit Blick auf Südafrika ist die Sache weniger klar: Dort hat das Außenministerium in einem neuen Positionspapier unlängst einen Zusammenschluss jener Kräfte gefordert, „die der Dominanz des Westens und der liberalen internationalen Wirtschaftsordnung etwas entgegensetzen“. Dennoch: Da alle BRICS-Mitglieder der Aufnahme von neuen zustimmen müssen, ist eine schnelle Erweiterung unwahrscheinlich.
Das heißt nicht, dass der Westen weitermachen kann wie bisher. Algerien hat die BRICS-Mitgliedschaft beantragt, nachdem es im vergangenen Herbst von US-Politikern öffentlich vor einer weiteren Zusammenarbeit mit Russland gewarnt wurde. Solche Drohgebärden sind schädlich, denn sie treiben China und Russland neue Verbündete in die Arme. Will der Westen verhindern, dass das Spiel der Autokratien aufgeht, dann muss er auf die Staaten in Afrika, Lateinamerika und Asien zugehen, ihre Sicht und Interessen ernst nehmen und die Zusammenarbeit mit ihnen suchen – auch wenn sie sich im Kampf um die Ukraine und anderen Fragen nicht bedingungslos auf seine Seite schlagen wollen.
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