Enttäuschende Agrarallianz für Afrika

Eine Kleinbäuerin in Malawi.
REUTERS/Mike Hutchings
Die „Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA) sollte Kleinbäuerinnen und Kleinbauern wie hier in Malawi mehr Erträge und höhere Einkommen bescheren. Doch diese Ziele habe sie weit verfehlt, belegen inzwischen verschiedene Studien.
Kleinbauern
Die umstrittene „Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA)“ nennt sich jetzt „Sustainably Growing Africa‘s Food Systems“. Doch die Kritik an ihr reißt nicht ab; auch die Bundesregierung äußert sich zunehmend skeptisch.

Die 2006 gestartete AGRA hatte zum Ziel, die landwirtschaftlichen Erträge und die Einkommen von 30 Millionen kleinbäuerlichen Haushalten in Afrika zu verdoppeln und bis 2020 Hunger und Armut in 13 afrikanischen Ländern zu halbieren. Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie der Tufts University in den USA, die zehn afrikanische und deutsche Organisationen beauftragt hatten, kommt zu dem Schluss, die Allianz habe diese Ziele weit verfehlt. Schlimmer noch: Hunger sei in den Schwerpunktländern sogar um 30 Prozent gestiegen und die Sorten- und Saatgutvielfalt auf den Äckern gesunken.

AGRA wird von mehreren Geberstaaten, Stiftungen wie der von Bill und Melinda Gates sowie Agrarchemiekonzernen wie Bayer und Syngenta gefördert. Die Allianz will die landwirtschaftliche Produktion intensivieren und steigern, etwa mit Hilfe von Hybridsaatgut, Kunstdünger und Pestiziden. Kritiker fürchten, Bauern in Afrika könnten wie ihre Kollegen während der grünen Revolution in Südasien von teuren Betriebsmitteln abhängig werden. In offenen Briefen an die AGRA-Förderer haben zahlreiche afrikanische Organisationen, darunter die Alliance for Food Sovereignty in Africa und das Southern African Faith Communities‘ Environment Institute, mehrfach verlangt, die Allianz zu stoppen.

Auch eine Evaluierung bezweifelt die Wirkung

Auch eine von Gebern beauftragte Evaluierung kommt zu dem Schluss, dass Einkommen und Ernährungssicherheit nicht wie erhofft gestiegen seien. Aufgrund dieser im Februar fertiggestellten Auswertung stellt nun Deutschland sein Engagement „auf den Prüfstand“, wie ein Sprecher des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) auf Anfrage mitteilt. Messlatte für künftige Unterstützung müsse sein, „ob und wie AGRA zur sozial-ökologischen Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme beitragen kann“. Das BMZ untersuche den deutschen Beitrag zu AGRA- Projekten in Ghana und Burkina Faso. „Auf Basis der Ergebnisse der Evaluierung, die zurzeit ausgewertet wird, prüfen wir, in welchem Rahmen die Zusammenarbeit mit AGRA fortgeführt wird“, heißt es aus dem BMZ.

Derzeit unterstützt die KfW die Allianz in zwei Vorhaben, einerseits in den Länderprogrammen in Burkina Faso, Ghana sowie Nigeria, andererseits in einem Fortbildungsprogramm für Führungskräfte der Agrarwirtschaft. Die Vorhaben laufen Ende dieses Jahres beziehungsweise 2025 aus. „Eine darüber hinausgehende Förderung ist derzeit nicht geplant“, sagte der BMZ-Sprecher.

Einige Agrarexperten machen geltend, dass die sehr niedrigen Erträge in Afrika sich schädlich auf die Umwelt auswirken, weil drei Viertel des landwirtschaftlichen Wachstums über die Ausweitung von Flächen erzielt werde – auf Kosten von Savannen und Regenwäldern. Daher dürfe der Einsatz von Kunstdünger nicht völlig verteufelt werden.

Das entwicklungspolitische Netzwerk Inkota verweist dagegen auf Nachteile für Kleinbauern, denen Agrarchemiehändler im Namen von AGRA teure Betriebsmittel wie Dünger verkauften. Zudem liege der Fokus auf wenigen Nahrungspflanzen wie Mais oder Soja, während traditionelle nährstoffreiche Pflanzen vernachlässigt und sogar verdrängt würden. Inkota fordert, das BMZ solle stattdessen „auf Allianzen setzen, die insgesamt auf agrarökologische Ansätze Wert legen, um die Abhängigkeiten zu verringern, Diversität zu fördern und sozial-ökologisch gerecht zu produzieren“. So könne die Ernährungssouveränität und die Resilienz der Länder in Krisen gestärkt werden.

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erschienen in Ausgabe 12 / 2022: Schlaue Maschinen
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