Ich bin seit kurzem aus Dili, der Hauptstadt von Timor Leste zurück, wo ich drei Jahre lang im Peacebuilding gearbeitet habe. Bald reise ich nach Sri Lanka aus, dort wird es ebenfalls um Gewalt und Versöhnung gehen – vor allem zwischen Tamilen und Singhalesen.
Was können Sie als Deutscher denn zum Peacebuilding in diesen Ländern beitragen?
In Timor Leste habe ich zusammen mit der Agiamondo-Partnerorganisation Ba Futuru („Für die Zukunft“) Trainings für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt. Es ging um Friedensförderung, Kinderschutz und gewaltfreie Konfliktlösung. Als Medienpädagoge und IT-Fachmann konnte ich dazu einiges an Know-how einfließen lassen. Der Unabhängigkeitskrieg gegen Indonesien ist zwar schon 20 Jahre her, aber die Gesellschaft ist immer noch sehr von Gewalt geprägt – nicht zuletzt gegenüber Frauen und Kindern.
Wie macht sich das im Alltag bemerkbar?
Wenn die Schule beginnt, stehen die Lehrer mit dem Rohrstock am Eingang. Kommt ein Kind zu spät, schlagen sie es damit. Mir hat einmal eine Mutter gesagt, ich könne ruhig ordentlich draufhauen, wenn sich ihr Sohn nicht angemessen benehme. Wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, so dass ich ihr sagen konnte, dass ich gar dann über unsere Erziehungsvorstellungen gesprochen. Mit den menschlichen Beziehungen steht und fällt alles. Deshalb ist es auch enorm wichtig, möglichst schnell die Landessprache zu lernen.
Wie sind Sie dazu gekommen, als Fachkraft in Südostasien zu arbeiten?
Ich bin in der Katholischen Jugendarbeit groß geworden. Nach der Schule habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in Kambodscha gemacht, was mich tief beeindruckt hat. Ich habe dann eine IT-Ausbildung gemacht, aber schnell gemerkt, dass ich im sozialen Bereich und möglichst auch wieder in Südostasien arbeiten wollte. Deshalb habe ich Sozialarbeit und Medienpädagogik studiert. Als für das Projekt in Timor Leste jemand mit medienpädagogischer Ausbildung und guten IT-Kenntnissen gesucht wurde, kam das für mich wie gerufen.
Welches Erlebnis hat Sie besonders beeindruckt?
Eines Tages besuchte uns in der Hauptstadt eine junge Frau. Im Vorjahr hatte sie unseren Workshop in ihrem Dorf besucht. Es ging um die Ermächtigung und die Bildungschancen von Frauen. Sie begrüßte uns und sagte dann: „Übrigens, ich studiere jetzt in Dili.“
Das Gespräch führte Barbara Erbe.
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