Der bemerkenswerte Vorgang gibt Anlass, ein paar Vorurteile zu überprüfen. Die Theorie vom Wandel durch Annäherung zum Beispiel ist verständlicherweise in jüngster Zeit schwer in Verruf geraten. Hier aber wird sie bestätigt: Die Staatenlenker in Moskau nehmen sich ein Beispiel daran, wie wir unsere Krisen bewältigen. In Deutschland hatten wir nach der Finanzkrise von 2008 die Abwrackprämie, in Frankreich gibt es seit der Corona-Krise Kaufprämien auch für Verbrenner, nun folgen die Russen unserem bewährten Rezept. Vielleicht böte der Austausch zwischen Fachleuten für Steuergeschenke sogar einen Ansatz, wieder erste zarte Gesprächsfäden nach Moskau zu knüpfen.
Festzuhalten ist auch: Der gemeine Russe – beim Auto geben überall Männer den Ton an –, der Russe also verhält sich offenbar doch nicht so ganz anders als der Westeuropäer. Die Inflation steigt, Starbucks und McDonalds schließen, mit visafreien Reisen nach Paris ist es vorbei – das ist alles verkraftbar. Doch wenn keine neuen Autos mehr gekauft werden, hört auch hier der Spaß auf. Merke: Auch in Russland ist offenbar nicht alles anders, zumindest nicht das Verhältnis zum Automobil. Ob man das tröstlich finden soll oder eher deprimierend, ist eine andere Frage.
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