Berlin will Start-ups in Afrika anschieben

Bloomberg/Getty Images
Der i-Hub in Kenias Hauptstadt Nairobi ist ein Zentrum für junge innovative Unternehmer und Unternehmerinnen.
Berlin
Das Entwicklungsministerium verstärkt sein neues Förderprogramm für junge Unternehmen mit guten Ideen in Afrika. Im Trend sind Geschäftsideen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Zahlungsverkehr.

Start-ups, die besonders wirksame Impulse für nachhaltige Entwicklung geben, können sich um eine Investitionsförderung bis zu 100.000 Euro bewerben – und das künftig in drei afrikanischen Ländern. Dafür wird das selbst noch junge Förderinstrument develoPPP Ventures erweitert. „Nach erfolgreichem Start in Kenia wird das Programm nun auf Ghana und Tansania ausgeweitet“, gab das Entwicklungsministerium (BMZ) Mitte Mai bekannt. 

Einem BMZ-Sprecher zufolge ist die Nachfrage nach Unterstützung gerade bei jungen Unternehmen groß. Zwei Ideenwettbewerbe in Kenia haben Bewerbungen von mehr als 200 Start-ups angezogen, von denen 20 einer weiterführenden Prüfung unterzogen worden seien, um die geeignetsten Kandidaten herauszufiltern. „Erste Start-ups erhalten bereits eine Förderung“, so der Sprecher, weitere würden „in Kürze“ folgen.

Die Unterstützung erfolgt in Form von Hilfen in den frühen, risikoreichsten Phasen einer Firmengründung. Bewerber müssen erste Umsätze erwirtschaftet haben und einen Jahresabschluss vorweisen. Der Ideenwettbewerb – oder Pitch – erfolgt vor dem Investitionsausschuss der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Bewerben können sich auch deutsche Firmen, wenn sie sich in einem der Länder registrieren. 

Ghana in West- sowie Kenia und Tansania in Ostafrika gehören zu den Ländern, in denen sich eine lebendige Start-up-Kultur entwickelt hat. Regierungen und Förderer sehen in den unternehmerischen Köpfen mögliche Arbeitgeber, die einer wachsenden jungen Bevölkerung Qualitätsjobs anbieten können. Dahin geht auch das Interesse der Entwicklungspolitik: Sie will die innovativen Anläufe absichern und ein günstiges Umfeld oder „Ökosystem“ für das Gedeihen neuer Geschäftsideen fördern. 

Neue Technologien ermöglichen Lösungen

Besonders digitale Lösungen über Mobiltelefone, wie Geldtransfers oder das Abrufen von Marktpreisen für Agrarprodukte, haben eine breite Anhängerschaft. Viele Start-ups setzen an „Pain Points“ an – Stellen, an denen es an der Abdeckung von Grundbedürfnissen fehlt, etwa Strom- und Wasserversorgung, und wo neue Technologien Lösungen ermöglichen. Im Trend sind die Bereiche Bildung, Gesundheit und Zahlungsverkehr.

Eine der geförderten Firmen in Kenia will den öffentlichen Personennahverkehr (Busse und Bahnen) verbessern und die Einnahmen der Verkehrsbetriebe transparenter machen. Dazu wurde ein digitales Zahlungssystem zur Kontrolle des Ticketverkaufs entwickelt. Zudem soll die Streckenplanung effizienter werden, um den Verkehr zu entlasten und damit mehr Menschen erreicht werden, die dann eher einer Beschäftigung nachgehen können, weil sie Anschluss an den ÖPNV haben und so zu ihrer Arbeit fahren können. Dies sind die erhofften sozialen und ökologischen positiven Effekte.

„Start-ups können bei vielen Herausforderungen Teil der Lösung sein“, sagt Ministerin Svenja Schulze. „Darum helfen wir jungen Unternehmen in Afrika, Lösungen groß zu machen.“ Zielgruppe sind „auch und gerade Unternehmerinnen“, die nach Erhebungen nur ein Viertel der Szene ausmachen. 

Das BMZ leistet Unterstützung, an Startkapital zu kommen

Häufig fehlen Qualifikation und Wissen, um kritische Schwellen zum unternehmerischen Wachstum zu überschreiten – etwa wenn es gilt, im Wettbewerb um Geldgeber weitere Finanzierung zu erreichen. Hier fördert im Rahmen der BMZ-Initiative Digitales Afrika das Regionalvorhaben „Make-IT in Afrika“ unternehmerische Ökosysteme für Technologie-Start-ups in den fünf Staaten Ghana, Kenia, Nigeria, Ruanda und Tunesien. Seit 2017 stehen Möglichkeiten bereit, digitale Kompetenzen für die Management- und Firmenstrategie zu erwerben, auf Investment-Ratgeber zurückgreifen und sich zu vernetzen. Auch ein Dreimonatsprogramm in einem von Airbus gestellten „#africa4future-Beschleuniger“ zur Vorbereitung auf den nächsten Pitch bei potenziellen Kapitalgebern steht zur Verfügung – zumindest in den Bereichen Landwirtschaft und Fern­erkundung. 

Solche Beschleuniger (Akzeleratoren-Programme) oder Inkubatoren für junge Manager und Managerinnen sind oft der Schlüssel für Unternehmen, die entscheidende Wachstumsstufe zu zünden – wenn Wagniskapitalgeber testen, wie lukrativ Geschäftsaussichten in großem Maßstab sein können. Bei develoPPP Ventures werden Start-ups nur in der Höhe gefördert, in der auch andere Investoren Kapital einbringen. Das können Einlagen von Familienmitgliedern und Freunden oder von Impact-Investoren sein, erläutert der BMZ-Sprecher. Deutsche Venture-Fonds seien in den abgedeckten Ländern aktuell nicht stark vertreten.

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erschienen in Ausgabe 7 / 2022: Das Zeug für den grünen Aufbruch
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