Von Trachom sind weltweit geschätzt 136 Millionen Menschen betroffen. Die Infektion ist nicht tödlich und kann mit einer guten Hygiene vermieden werden. Im Anfangsstadium ist sie sogar gut mit Antibiotika behandelbar. Doch in den Gegenden, in denen der Erreger vorkommt, ist sowohl die Hygiene ein Problem als auch der Zugang zu günstiger medizinischer Versorgung. Wird eine Infektion verschleppt, vernarbt die Bindehaut zunehmend, die Wimpern drehen sich zum Auge hin und scheuern schmerzhaft über die Hornhaut, was schließlich zur Erblindung führt. Die Betroffenen können ihre Felder nicht mehr bestellen und ihre Familien nicht länger versorgen. Eine einfache, schnelle Operation am Lid kann das Auge von den Schmerzen entlasten und die Sehfähigkeit erhalten. Dies setzt voraus, dass die Betroffenen einen Arzt finden, der diese Operationstechnik beherrscht.
Genau daran hapert es aber weltweit. Trachom gehört zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten, über die es lange Zeit zu wenig Daten gab, um nationale Strategien zu entwickeln. In der Demokratischen Republik Kongo, wo mehr als acht Millionen Menschen in Gebieten leben, in denen der Trachom-Erreger vorkommt, gab es bisher zu wenig Ärzte, die Trachom operieren können – und wenn, dann oft nur in den Städten, die für die arme Landbevölkerung außer Reichweite sind. Dabei leiden bereits 54.000 Menschen in dem Land unter dem Endstadium und können nichts mehr sehen.
Viele wissen gar nicht, dass eine kleine Operation hilft
Girija Sankar, die bei der Christoffel-Blindenmission das Team für vernachlässigte Tropenkrankheiten leitet, erklärt, warum ihre Organisation erst jetzt vermelden konnte, dass sie die ersten vier Ärzte in der DR Kongo zu Trachom-Chirurgen ausgebildet hat. Erst 2012 wurde im Global Trachoma Mapping Project begonnen, weltweit Daten zur Verbreitung der Krankheit zu erfassen. 2016 waren die Grundlagen verfügbar, so dass die CBM sich ab 2017 mit Partnern im Kongo zusammensetzen konnte, um gemeinsam geeignete Vorgehensweisen und Prioritäten festzulegen.
Die einheimischen Partner wüssten am besten, auf welche Probleme und Hindernisse man vor Ort stoße, sagt Sankar. In der DR Kongo spiele zum Beispiel die Frage nach der Sicherheit eine große Rolle. Der Zugang in entlegene Gebiete sei oft schwierig. „Es bringt nicht viel, wenn wir Spezialisten aus dem Westen für kurze Zeit für Operationen einfliegen.“ Die wenigsten Patientinnen und Patienten kämen einfach von sich aus in ein Distriktkrankenhaus, um sich operieren zu lassen. Der Weg sei oft zu weit; Felder und Familie müssten für mehrere Tage alleingelassen werden. Auch fehle häufig das Geld für den Transport und die Krankenhauskosten. Und viele wüssten gar nicht, dass eine kleine Operation ihnen helfen kann, sagt Sankar.
Bereits 200 erfolgreiche Operationen
Auch die Corona-Pandemie hat der Christoffel-Blindenmission bei ihrem Trachom-Programm im Kongo einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn die vier einheimischen Ärzte waren bereits Anfang 2020 ausgebildet worden. Reiseverbote und Materialmangel verhinderten ihren Arbeitsbeginn lange Zeit. Ende Januar konnte die CBM aber vermelden, dass bereits die ersten 200 Menschen erfolgreich operiert wurden, 300 weitere sollen in den nächsten Wochen folgen.
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