Exportkredite auf Rekordhöhe: EURODAD, das entwicklungspolitische NGO-Netzwerk, warnt vor einer neuen Welle der Verschuldung von Entwicklungsländern, weil die EU-Länder seit Beginn der Weltfinanzkrise 2008 in bisher nicht gesehenem Ausmaß Bürgschaften für Exportkredite vergeben haben. Mit solchen Bürgschaften versichern Regierungen Unternehmen aus ihren Ländern gegen Zahlungsausfall von Geschäftspartnern. Kreditagenturen haben offensichtlich seit 2008 die Zügel losgelassen und Garantien für private Exportgeschäfte genehmigt, die von Privatbanken und Investoren als zu riskant angesehen werden, interpretiert EURODAD die Statistiken der OECD. Demnach hat sich das Volumen der Bürgschaften seit 2008 fast verdreifacht. Die meist staatlichen Kreditnehmer bleiben oft auf unrentablen, entwicklungspolitisch widersinnigen Projekten sitzen und müssen ihre Schulden gegenüber den Agenturen wie etwa Hermes in Deutschland aus Mitteln der Entwicklungshilfe begleichen, die sie von den gleichen Ländern erhalten. Die EURODAD-Untersuchung zeigt, dass fast 80 Prozent der gegenwärtigen Schulden armer Entwicklungsländer auf Exportkredite zurückgehen.
Die vom Evangelischen Entwicklungsdienst mitfinanzierte Untersuchung erfasst jedoch nur die Kreditgarantie-Agenturen, für die genaue, öffentlich zugängliche Daten vorlagen; für einige große Länder traf das nicht zu, etwa für Frankreich und Deutschland. Der Mangel an Transparenz in den Agenturen sei „ein ernstes Problem“, so EURODAD. Die von der EU vor kurzem beschlossene Berichtspflicht für die Agenturen könne Besserung bringen (siehe welt-sichten 9/2011, S. 53). (hc)
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