Steinzeitkommunismus – mit diesem unschönen Begriff hat man das Regime der Roten Khmer Ende der 1970er Jahre in Kambodscha beschrieben. Ihr Anführer Pol Pot hatte nämlich die wahnwitzige Idee, alles auszumerzen, was irgendwie mit technischem Fortschritt zu tun hat. Kambodscha sollte zu einem reinen Bauernstaat zurückentwickelt werden.
Ganz anders Nordkorea. Der „Oberste Führer“ dort, Kim Jong-un, hält wie schon sein Vater und sein Großvater gar nichts von Landwirtschaft, weshalb die Nordkoreaner auch unter seiner Führung nicht genug zu essen haben. Dafür fährt Kim voll auf moderne Technik ab, besonders auf Waffentechnik. Und wie es mit jungen Männern um die 30 manchmal ist, kann er einfach nicht abwarten, bis er genug Geld zusammengekratzt hat, um sich das neueste Gerät zuzulegen – in diesem Fall Interkontinentalraketen. Bei einer Parade Ende April ließ Kim gleich sechs mächtige Geschosse an seiner stolzgeschwellten Brust vorüberfahren, montiert auf wuchtige Raketentransporter chinesischer Bauart. Doch vergebens: „Die sind ja gar nicht echt“, riefen hinterher zwei deutsche Wissenschaftler ähnlich wie das Kind im Märchen vom nackten Kaiser. Die zwei Spielverderber hatten sich die Geräte auf Videoaufnahmen genauer angesehen und festgestellt: Es waren Attrappen.
Tröstlich für Kim ist vielleicht, dass schon andere vor ihm auf diese Weise gemogelt haben. Auch die DDR hat gerne mit Spielzeugwaffen geprotzt, wie man heute weiß. Allerdings ist Kim Jong-un wohl der erste, der geglaubt hat, so eine Schaufensterrakete könne wirklich fliegen. Oder wie sonst ist zu erklären, dass bei einem Testflug neulich eine nordkoreanische Langstreckenrakete nach wenigen Minuten auseinandergebrochen und ins Meer gestürzt ist? Nordkorea – ein Fall von Pappmaché-Kommunismus.
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