Wissensaustausch unter dem Gesundheitspersonal

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Katy Migiro, Reuters
Ein Arzt testet im Ithna Asheri Hospital in Arusha, Tansania, ein Kind auf Malaria. Mit tansanischen Kliniken gibt es besonders viele Partnerschaften.
Corona-Pandemie
Das Entwicklungsministerium unterstützt die Kooperation von Krankenhäusern in Nord und Süd. Das sorgt für zusätzliches Geld, stößt aber auch an Grenzen.

Deutsche Kliniken arbeiten schon viele Jahre in langfristigen Partnerschaften mit Gesundheitseinrichtungen in Entwicklungs- und Schwellenländern zusammen. Seit 2017 unterstützt das Bundesentwicklungsministerium (BMZ), kofinanziert von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, diese Kooperation. Das soll den Austausch von medizinischem Know-how und damit die Gesundheitsversorgung im globalen Süden verbessern. Das Fachwissen soll aber in beide Richtungen fließen. Mit bis zu 50.000 Euro über zwei Jahre bezuschusst das BMZ die Partnerschaften. Insgesamt werden acht Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt. 

Nach Angaben des Ministeriums gibt es derzeit 150 solcher Partnerschaften, vor allem mit Krankenhäusern in Afrika. An der Spitze liegt Tansania mit 33 Klinikpartnerschaften, gefolgt von Eritrea, Äthiopien und Malawi. Ein wichtiger Schwerpunkt ist das Thema Mutter-Kind-Gesundheit, aber auch übertragbare Krankheiten, Versorgungsqualität und Patientensicherheit, Onkologie und Chirurgie stehen im Fokus. 

Nur ein kleiner Teil der Klinikpartnerschaften besteht unter dem Dach einer Städteverbindung. Leipzig etwa kooperiert mit einer Klinik in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam, zur besseren Rehabilitation von Unfallopfern. In Berlin gibt es eine Zusammenarbeit mit Windhuk, der Hauptstadt von Namibia. Wie die Klinikpartnerschaften von einer Städteverbindung profitieren können, zeigt das Beispiel von Hamburg und seiner Partnerstadt Daressalam in Tansania. Die Partnerschaft feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen; drei Klinikpartnerschaften gibt es bereits, eine vierte soll angebahnt werden. 

Der Hamburger Verein für internationale medizinische Zusammenarbeit arbeitet bereits seit dem Jahr 2006 mit dem staatlichen Amana Referal Hospital in Daressalam zusammen. Seit 2019 verbindet außerdem das Altonaer Kinderkrankenhaus eine Partnerschaft mit dem Muhimbili National Hospital in der tansanischen Metropole mit dem Schwerpunkt der Neugeborenenversorgung. Das evangelische Altersdorfer Krankenhaus arbeitet mit der katholischen Klinik Rguambwa zusammen. Im Hamburger Netzwerk Gesundheit tauschen sich die Kliniken über Fragen und Probleme aus.

Hamburger Kliniken liefern Masken für Partner in Tansania

Die Partnerschaften legen einen Fokus auf Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal. Manchmal gehe es aber auch um Materialhilfe, sagt Inken Bruns von der Kooperationsstelle Hamburg – Daressalaam, etwa Brutkästen für Frühchen oder Ultraschallgeräte. Ärzte aus Hamburg fahren dann nach Tansania, um die Kollegen dort in die Geräte einzuweisen. Oder die tansanischen Mediziner kommen zur Fortbildung nach Hamburg, jedenfalls vor der Corona-Pandemie. Seit Beginn der Pandemie hat Hamburg auch mit Hilfe von Spenden Masken für die Partner in Daressalam geliefert. Hier hat sich bewährt, dass es durch die Städtepartnerschaft zahlreiche Kontakte über den Gesundheitsbereich hinaus gibt sowie ein Wissen über die politische Situation in Tansania. Die ist derzeit schwierig, weil die Regierung die Corona-Epidemie für beendet erklärt hat und das Tragen von Masken etwa als verdächtig gilt. 

„Wir fragen uns auch, welchen Nutzen die Partnerschaften für uns haben“, sagt Bruns. Als Beispiel nennt sie den „klinischen Blick“, den sich die Ärzte und Krankenschwestern in Tansania bewahrt hätten, weil sie über weniger medizinische Geräte verfügten. „Sie brauchen ein Neugeborenes nur anzuschauen und wissen sofort, wenn etwas nicht stimmt.“ Von dieser Fähigkeit könnten auch deutsche Ärzte profitieren. Ein anderes Thema sei E-Gesundheit, in Tansania relativ weit entwickelt mit vielen Videos zu Gesundheitsthemen. In Deutschland steht das eher noch am Anfang.

Klinikpartnerschaften seien eine große Hilfe, meint Bruns. Sie bieten wichtige finanzielle Ressourcen. Doch die Initiative habe ihre Grenzen, die im deutschen Gesundheitssystem begründet liegen, das ohnehin häufig überlastet ist. Zusätzliche Arbeit wie die Schulung von Ärzten in Tansania müsse ehrenamtlich geleistet werden. Das erfordere ein hohes Engagement der Beteiligten. 

Außerdem liegt ein Schwerpunkt der Initiative bei der Zusammenarbeit von Universitätskliniken, die sich in der Regel in den urbanen Zentren befinden. Der ländliche Raum hingegen profitiert kaum. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt zunehmend lokale und regionale Kooperationen. Das sei an sich sinnvoll, dürfe aber nicht dazu führen, dass sich der Staat aus der Gesundheitsförderung zurückziehe und diese Aufgabe der Zivilgesellschaft überlasse, meint Bruns. Die Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit durch das Entwicklungsministerium sei sehr hilfreich, aber sie könne die staatliche Entwicklungshilfe zum Aufbau besserer Gesundheitssysteme „nur ergänzen und keinesfalls ersetzen“. 

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erschienen in Ausgabe 11 / 2020: Erbe des Kolonialismus
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