Das Evangelische Missionswerk erfindet sich neu

EMW
Die evangelische Mission präsentiert sich mit dem EMW im Zentrum in neuer Gestalt.
Umstrukturierung
Das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW) bekommt einen neuen Namen, eine neue Struktur, eine neue Satzung und neue Geschäftsordnungen. Die regionalen Mitgliedswerke werden selbstständiger. 

Ab Januar 2021 werden die drei Buchstaben EMW für Evangelische Mission Weltweit stehen. Doch was auf den ersten Blick wie ein neuer Fassadenanstrich aussieht, ist sehr viel mehr. Die gesamte Arbeitsweise des Dachverbandes wird sowohl innerhalb der Geschäftsstelle als auch in der Zusammenarbeit mit den regionalen Mitgliedswerken in Deutschland neu ausgerollt. Vorausgegangen ist ein vier Jahre dauernder Perspektivprozess, den die Mitglieder zum 40-jährigen Jubiläum des EMW im Jahr 2015 angestoßen hatten. Sie wollten von ihrem Dachverband wissen, was er ihnen noch bringt. 

Herausgekommen sind viele Veränderungen und eine Menge neuer Zuständigkeiten. Für die EMW-Mitarbeitenden in Hamburg wird sich vor allem ändern, dass sie nicht mehr in Länderreferate eingeteilt sind. Für die Länderkompetenz sehen sich künftig die deutschen Mitgliedswerke zuständig. Ziel des Prozesses war unter anderem, Doppelstrukturen abzubauen; künftig wird das EMW deswegen stärker Querschnittsaufgaben übernehmen, zum Beispiel die theologische Grundsatzarbeit zu internationaler Ökumene und Mission oder das Thema theologische Ausbildung.

Die Gefahr eines Ausverkaufs der Länderkompetenz im EMW sieht der Direktor des Werks indes nicht. „Auslands- und interkulturelle Erfahrung sind weiterhin Einstellungsbedingung beim EMW“, sagt Rainer Kiefer. Es gehe vielmehr darum, dass das EMW künftig übergeordnete Themen besetze, welche für alle Mitglieder von Bedeutung seien, für die sie in der Regel aber nicht die nötigen Ressourcen haben. „Viele deutsche Missionswerke haben zum Beispiel Kontakt zu den einzelnen theologischen Hochschulen ihrer Partner im Süden und das soll auch so bleiben. Das EMW wird aber Ansprechpartner sein, wenn es zum Beispiel bei internationalen Konferenzen um die Bedeutung der theologischen Ausbildung geht“, sagt Kiefer. Auch bleibe das EMW direkter Ansprechpartner für die nationalen und regionalen Kirchenräte wie die Allafrikanische Kirchenkonferenz.

Auch die Missionswerke  müssen sich umstellen

Im administrativen Bereich wird das EMW den Missionswerken ebenfalls einiges abnehmen, so zum Beispiel bei den Freiwilligendiensten, welche einige der Mitgliedswerke im Programm haben. „Das operative Geschäft, wie die Begleitung der Freiwilligen und der Kontakt zu den Partnereinrichtungen, werden die Missionswerke weiterhin selbst machen“, sagt Kiefer. „Wir werden uns aber künftig um die Themen kümmern, die alle Missionswerke gleichermaßen betreffen, etwa die Frage nach Fördermitteln, den Kontakt zum Weltwärts-Programm oder um Visa­fragen.“ 

Das erfordert nicht nur innerhalb des EMW einen Neuanfang. Auch die Missionswerke werden umdenken und stärker mit dem EMW zusammenarbeiten müssen. Kiefer ist zuversichtlich, dass das gelingen kann. „Ich bin guter Dinge, dass die neue Struktur zum Fliegen kommen wird.“ Außerdem sei es ein gutes Zeichen, dass die Mitgliedswerke ihrem Dachverband nach 40 Jahren noch etwas zutrauten. 

Auf Seiten der Missionswerke herrscht ebenfalls Optimismus, dass die Neuausrichtung des EMW sich auszahlen wird. „Wir brauchen und wollen das EMW als einen Dach- und Fachverband, der unsere gemeinsamen Themen nach außen vertritt und sichtbar macht“, sagt Jochen Motte, stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal, der an dem Perspektivprozess als Mitglied im Vorstand des EMW beteiligt war. Auf der Ebene der einzelnen Missionswerke, aber auch der freikirchlichen Mitglieder, die neben der Evangelischen Kirche in Deutschland im EMW vertreten sind, gebe es viel gelungene internationale Zusammenarbeit, die in ihrer Summe und ihrer Breite oft gar nicht wahrgenommen werde. 

„Es war Zeit, dass die Satzung des EMW nach 40 Jahren einmal überarbeitet wird“, sagt Motte. Nicht nur die Welt um die Missionswerke herum habe sich seither stark verändert, sondern auch die einzelnen Missionswerke selbst, zum Beispiel die VEM, die seit 25 Jahren kein klassisches Missionswerk mehr ist, sondern ein internationaler Verbund von Kirchen und Institutionen. Die neuen Strukturen und die moderne Satzung würden viel Potenzial bieten. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir sie gemeinsam gut füllen können und neue Perspektiven in der Vernetzung finden werden“, sagt Motte. 

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erschienen in Ausgabe 11 / 2020: Erbe des Kolonialismus
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