Die großen Religionsgemeinschaften in der DR Kongo wollen bei Themen von nationalem Interesse künftig gemeinsam ihre Stimme erheben. Dies haben acht Religionsoberhäupter, darunter ein Vertreter des evangelischen Kirchenverbands Eglise du Christ au Congo, der islamischen Glaubensgemeinschaft, der orthodoxen Kirche, der Heilsarmee, der Kimbanguistenkirche und der katholischen Kirche mit ihren Unterschriften besiegelt. Gleichzeitig nutzten sie die Aufmerksamkeit der Medien, um die regierende Koalition unter Präsident Félix Tshisekedi mit deutlichen Worten aufzufordern, sich endlich für das Wohl des Volkes einzusetzen.
Die Aufgaben in dem Land seien zu groß, als dass sich die Koalitionäre interne Streitereien erlauben könnten, sagte Donatien Nshole, der Generalsekretär der Plattform. Konkret nannte er die grassierende Korruption, den mangelnden Schutz der nationalen Grenzen, die Instrumentalisierung der Justiz, die katastrophale Sicherheitslage besonders im Osten des Landes, die Bandenkriminalität sowie die illegale Ausbeutung von Rohstoffen. „Wir fordern die Regierungskoalition auf zu evaluieren, inwiefern sie das Leben der Kongolesen beeinflussen, und mutig daraus Lehren zu ziehen für das höhere Interesse der gesamten Nation“, zitierte Nshole aus der gemeinsamen Erklärung, in der auch die internen Auseinandersetzungen innerhalb der Regierungskoalition kritisiert werden.
Die interreligiöse Plattform spricht sich für die Freilassung politischer Gefangener und die Rückkehr exilierter Politiker als Maßnahmen zur politischen Entspannung aus. Außerdem ruft sie die Regierungsmitglieder auf, sich im Tonfall zu mäßigen. Die verbalen Auseinandersetzungen über die Regierungspolitik zwischen Vertretern der beiden Parteienbündnisse Front commun pour le Congo (FCC) und des Cap pour le Changement (CACH), die seit September 2019 die Koalitionsregierung bilden, haben in den vergangenen Wochen an Härte zugenommen. Und Präsident Tshisekedi hat bereits mit der Auflösung der Nationalversammlung gedroht.
Solche Streitereien nähmen dem Land alle Entwicklungschancen, sagte Nshole und bot an, dass die interreligiöse Plattform mit den Regierungsvertretern gern über ihren jeweiligen Beitrag für eine positive Entwicklung des Kongos sprechen wolle. Außerdem fordert sie einen stärkeren Einsatz der Sicherheitskräfte im Osten des Landes, wo immer wieder Massaker an der Zivilbevölkerung verübt werden.
Als informelle Vereinigung besteht die interreligiöse Plattform bereits seit 1991. Offenbar will sie jetzt auch über den Kongo hinaus wirken. Im Januar hatten sich Repräsentanten aller Konfessionen aus der DR Kongo, der Republik Kongo, aus Ruanda, Burundi, Angola, dem Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik in der Schweiz getroffen, um ein Bündnis zu gründen, das zur Prävention und Beilegung von Konflikten sowie zur Stabilisierung in der Region beitragen will.
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