Anleitung für Firmenchefs

Nachhaltigkeit
Die UN-Nachhaltigkeitsziele umzusetzen, ist nicht allein Aufgabe der Politik. Auch Unternehmen müssen sich daran orientieren. Wie das geht, verrät eine neue Studie.

Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind noch längst nicht in der Wirtschaft angekommen. Verschiedene Studien wie die des United Nations Global Compact zeigen, dass die Beiträge der Unternehmen sich trotz großer Versprechen bisher oft auf Spenden oder Programme der sozialen Unternehmensverantwortung beschränken. Immerhin macht der Privatsektor 75 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus. Die SDGs können also nicht erreicht werden, wenn sich die Unternehmen nicht beteiligen.

Beim Business Roundtable, einer amerikanischen Lobbyorganisation von 200 Wirtschaftsführern, haben sich 2019 181 Leitungen von großen US-amerikanischen Unternehmen vereinbart, ihre Unternehmensführung zu ändern und die SDGs darin zur Leitschnur zu machen. Die Medienplattform Devex und der amerikanische Telekommunikationskonzern Verizon wollten das genauer wissen. Sie haben 850 Fachleute, die in der globalen Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, und 31 Führungskräfte großer Unternehmen wie Nestle, Johnson & Johnson, Pfizer und Unilever befragt. Herausgekommen ist eine Art Anleitung für Firmenchefs, wie sie die UN-Nachhaltigkeitsziele umsetzen können und wie das eigene Unternehmen davon profitiert.  

Wichtig ist danach, dass die Firmenchefs selbst eine Vorreiterrolle übernehmen und persönlich Veränderungen vorantreiben. So berichtet Susanne Weissbäcker von Takeda Pharmaceuticals, wie sie mit einigen Mitarbeitenden nach Kenia oder auf die Philippinen gereist sei und mit eigenen Augen die schlechte Gesundheitsversorgung gesehen habe – daraus habe sich dann die „Access to Medicines“-Strategie ergeben, die sich um die Versorgung von Patienten bis zur letzten Meile kümmert. Mit solchen Vorort-Erfahrungen könnten sich Mitarbeitende besser mit Problemen vertraut machen, sich Kenntnisse aneignen und die Bedeutung der SDGs besser verstehen.

Sich auf einige Nachhaltigkeitsziele fokussieren

Ein weiterer Tipp ist, sich nicht in allen 17 Nachhaltigkeitszielen zu engagieren, sondern sich auf jene zu konzentrieren, die zum eigenen Unternehmen am besten passen. So konzentriere sich Unilever auf seine Stärken Wasser, Hygiene und sanitäre Einrichtungen und Johnson & Johnson auf die Reduzierung von Plastik. Wichtig sei für die Unternehmen außerdem, die gewählten SDGs in die Firmenstrategie zu integrieren sowie Betrieb und Lieferketten nachhaltiger zu machen.

Außerdem raten die Experten, dass die Unternehmen Partnerschaften eingehen – zum Beispiel mit Organisationen, die lokale Expertise haben. Nicht zuletzt sollte gemessen werden, ob die Veränderungen Erfolg haben. Wenn dann über Erfolge und Best-Practice-Beispiele berichtet werde, könnten andere Unternehmen nachziehen.

Einige Zitate der Führungskräfte klingen nach Werbung für ihre jeweiligen nachhaltigen Projekte – und sind deshalb mit gewisser Vorsicht zu genießen. Dennoch zeigt der Bericht, dass von Unternehmen mehr Einsatz bei der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele gefordert ist. Es scheint, als wollten zumindest einige dieser Forderung nachkommen.

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