Mehr als eine Milliarde Menschen seien unterernährt, schlug im Oktober die Welternährungsorganisation FAO Alarm – fast ein Sechstel der Weltbevölkerung. Experten sind sich weitgehend einig, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise die Probleme zusätzlich verschärft hat. Laut „Brot für die Welt“ und der Menschenrechtsorganisation FIAN hilft es aber nicht, ausschließlich auf Produktionssteigerungen zu setzen, wie dies die FAO und Weltbank täten. Solche Programme wirkten bloß als „Konjunkturpakete für die Saatgut- und Düngemittelindustrie“. Derweil verlören Hunderttausende Kleinbauern ihr Auskommen, weil zu wenig gegen den Verkauf von großen Landflächen an internationale Großinvestoren („land grabbing“) getan werde. Die seien vor allem am Export von Nahrungsmitteln interessiert und nicht an der Versorgung der Bevölkerung. (Siehe dazu auch Seite 46 „Neue Studien“.)
Die Deutsche Welthungerhilfe hat unterdessen die Benachteiligung von Frauen als eine Hauptursache von Hunger und Unterernährung ausgemacht. Der von der Hilfsorganisation gemeinsam mit dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) vorgelegte Welthunger-Index 2009 belege klar, dass der Hunger dort größer sei, wo Frauen schlechter gestellt sind. Es sei deshalb vordringlich, die Lage der Frauen in den betroffenen Ländern zu verbessern. Das IFPRI macht derweil keinen Hehl daraus, dass es – anders als die Welthungerhilfe – auch den von vielen Hilfsorganisationen strikt abgelehnten Anbau von genveränderten Feldfrüchten als wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Hunger sieht.
All diese Fragen werden Mitte November den Welternährungsgipfel in Rom beschäftigen. Bei einem Vortreffen von Experten im Oktober forderte FAO-Chef Jacques Diouf noch einmal größere staatliche sowie privatwirtschaftliche Anstrengungen, um den Hunger einzudämmen. Diouf erwähnte auch die zusätzlichen Herausforderungen durch Klimawandel und Wasserprobleme. Der Rest blieb vage.