Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit sind in den deutschen Kommunen in der Regel getrennte Arbeitsbereiche. In den bundesweit mehr als 300 Partnerschaften mit Städten in Entwicklungs- und Schwellenländern spielen gemeinsame Anstrengungen zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen und Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels nur eine untergeordnete Rolle. Die Bundeskonferenz der Kommunen, die von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von InWent veranstaltet wurde, fordert mehr Entwicklungspartnerschaften, die zum Kampf gegen die globale Erwärmung beitragen. Kommunale Akteure in Deutschland sollten auf gleicher Augenhöhe mit den Partnern im Süden Strategien gegen den Klimawandel auf kommunaler Ebene entwickeln.
Ein Beispiel für die wegweisende Verknüpfung von Entwicklungshilfe und Klimaschutz ist das Partnerschaftsprojekt der Stadt München mit dem Volk der Ashaninka in Peru. Seit 1997 unterstützt die bayerische Landeshauptstadt die Selbstorganisation des indigenen Volkes im zentralen Regenwald bei der Durchsetzung von Menschenrechten, Bildungschancen und Mitspracherecht. Zu den Projekten gehört der Aufbau von Bildungseinrichtungen, dörflichen Standesämtern und die Wiederaufforstung von entwaldeten Gebieten. Die peruanische Regierung hatte in diesem Jahr versucht, Dekrete durchzusetzen, die eine Ausweitung der Erdöl- und Erdgasförderung im Regenwald „im nationalen Interesse“ erlauben. Erst nach massiven Protesten der indigenen Völker nahm die Regierung von Alan Garcia am 18. Juni zwei zentrale Dekrete zurück.
Das Münchner Projekt steht im Rahmen seiner Mitgliedschaft im Klimabündnis, einem Zusammenschluss von mehr als 1.400 europäischen Städten und Gemeinden in 17 europäischen Ländern. Für dessen Geschäftsführer Thomas Brose ist Klimaschutz „ein Problem ungerechter Verteilung, nicht primär eine Frage des Umweltschutzes“. Die Entwicklungs- und Schwellenländer leiden stärker unter den Folgen des Klimawandels als die Industrieländer, obwohl diese bisher als Hauptverursacher der Erderwärmung gelten. Kommunale Nord-Süd-Partnerschaften sollten „die Empörung des Südens in politische Kanäle bei uns einspeisen,“ forderte Brose auf der Bundeskonferenz, und so auf einen Umbau der Gesellschaften zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft drängen.
„Kommunen können mit ihren Partnerschaften dazu beitragen, Vertrauen aufzubauen, damit Entwicklungsländer, Schwellenländer und Industrieländer bei den
Klimaverhandlungen an einem Strang ziehen“, erläuterte Stefan Rostock von Germanwatch. Gleichzeitig können sie den Städten des Südens Know-how anbieten, das sie dringend benötigen. Denn um das Ziel einer Erderwärmung von maximal zwei Grad bis 2050 zu erreichen, müssen auch die Entwicklungs- und Schwellenländer ihre Emissionen reduzieren.