Gut und günstig

Sozialleistungen
Bargeld zu verteilen, um Armut zu bekämpfen, ist umstritten. Es mache die Empfänger träge und verleite sie dazu, mehr Alkohol und Zigaretten zu kaufen, heißt es. Stimmt nicht, sagt eine neue Studie.

Armut zu reduzieren, indem man Menschen Geld gibt, über das sie frei verfügen können: Dieses Konzept verbreitet sich. Evaluierungen bescheinigen ihm hohe Wirksamkeit. Dennoch hätten Bargeldtransfers noch immer einen relativ kleinen Anteil an den sozialen Sicherheitssystemen in Entwicklungs- und Schwellenländern, schreiben die Autoren der Studie „Myth-Busting?“.

Ihrer Ansicht nach liegt das an sechs gängigen Vorurteilen: Die Auszahlung von Bargeld verleite Empfängerinnen und Empfänger dazu, das Geld vor allem für Alkohol und Tabak zu verwenden; es komplett zu verbrauchen, statt es zu investieren; weniger zu arbeiten; sowie mehr Kinder zu bekommen. Zudem wird unterstellt, dass Bargeldtransfers zur Preisverzerrungen und Inflation auf den lokalen Märkten führen – wenn das Angebot von Waren nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten kann – und dass sie für den Staat schlicht zu teuer sind.

Um diese Vorurteile zu überprüfen, haben die Autoren sich die Ergebnisse von staatlichen Transferprogrammen in acht Ländern südlich der Sahara angeschaut, die in den vergangenen zehn Jahren zwischen 12 und 36 Monaten lang liefen. Ihr Fazit: Keines der gängigen Vorurteile hält der Überprüfung stand.

Investitionen in Betriebe und Bildung

Im Gegenteil: Familien, die Bargeld erhielten, kauften davon Vieh, landwirtschaftliche Geräte und Dünger und investierten es in ihre Kleinbetriebe. Zudem förderten sie damit die Bildung ihrer Töchter und Söhne; in sechs der acht Länder stieg die Zahl der Kinder, die eine weiterführende Schule besuchten, um 6,5 bis 16 Prozent.

Auch die Furcht, arme Menschen könnten mehr Kinder bekommen, um mehr Sozialleistungen oder überhaupt welche zu erhalten, konnten die Wissenschaftler zerstreuen. Einen Preisverfall auf lokalen Märkten stellten sie nicht fest, und zu den Kosten merken sie an: Solche Programme seien für jede Regierung „realisierbar“.

Die Studie, an der sieben Expertinnen und Experten beteiligt sind, ist im Auftrag des Transfer Project entstanden. Die 2008 gegründete Initiative von UN-Organisationen, Regierungen und Forschern untersucht die Wirkung von Bargeldprogrammen in Afrika.

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