Kirchliche Werke arbeiten mit Transparency International weiter daran, sich gegen Korruption in der Projektarbeit zu schützen. An der gemeinsamen Arbeitsgruppe, die 2004 gegründet wurde, beteiligen sich inzwischen mehr als zwanzig Hilfs- und Missionswerke - protestantische und katholische -, darunter einige aus der Schweiz.
Als ein Ergebnis zeichnet sich ab, dass die Grenze der Korruption nicht immer klar ist. Es gibt eine Grauzone, etwa wenn Partner im Süden mit den verschiedenen Abrechnungsvorschriften ihrer Geber nicht klarkommen oder Mittel vorübergehend in andere als die vereinbarten Projekte leiten. Zudem stehen Hilfswerke oft vor der Frage, wo man im Interesse der Hilfe kleine Korruption hinnehmen muss - zum Beispiel Schmiergeld am Zoll, um Medikamente aus dem Hafen zu bekommen.
Deutlich geworden ist auch, dass man beim Thema Korruptionsvorbeugung zwischen Hilfswerken und zwischenkirchlichen Beziehungen etwa in Kirchen- oder Gemeindepartnerschaften unterscheiden muss. Hilfswerke fördern spezifische Projekte und schließen mit den Partnern in der Regel Verträge über die Verwendung des Geldes. Korruptionsvermeidung bedeutet hier in erster Linie zu prüfen, ob sie eingehalten werden. Bei Missbrauch kann sich ein Hilfswerk meist andere, verlässlichere Partner vor Ort suchen. Das fördert saubere Projekte, beeinflusst aber nicht unbedingt die Korruption in deren Umfeld.
Dagegen bezuschussen viele Kirchen und Missionswerke den Haushalt ihrer Partner im Süden, zum Teil ohne Zweckbindung. Sie könnten sich nicht einfach eine andere Schwesterkirche suchen. Und viele kleine Gemeindepartnerschaften haben keine geschulten Buchhalter. Ob Mittel angemessen verwendet werden, ist unter diesen Umständen nicht leicht festzustellen. So trennen viele Kirchen im Süden nicht zwischen seelsorgerlichen und sozialen Aufgaben. Ist es legitim, sie im Namen deutscher Budgetregeln dazu zu zwingen, wie Hilfswerke es oft tun müssen? Eine schwierige Frage ist auch, wie tief man in eine Partnerkirche hineinreden darf - zum Beispiel bei Hinweisen auf ungewöhnlich vermögende Bischöfe oder darauf, dass kircheneigenes Land unter Wert verpachtet oder verkauft wird.
Ein Kernproblem der Korruptionsvorbeugung in der kirchlichen Entwicklungsarbeit ist, dass kirchliche Hierarchien wie alle Hierarchien Möglichkeiten zum Machtmissbrauch eröffnen. Darauf können Hilfs- und Missionswerke wenig Einfluss nehmen. In der Arbeitsgruppe ist deshalb die Forderung laut geworden, dass sich auch die Kirchenleitungen und die Bischöfe - im Norden wie im Süden - mit dem Thema Korruption befassen müssten und die Theologie stärker das Ämterverständnis in den Blick nehmen sollte. Den Werken empfiehlt die Gruppe unter anderem, die Zielgruppen mehr an der Kontrolle zu beteiligen und im Dialog mit den Partnern ein gemeinsames Verständnis von Korruption zu entwickeln.
Bernd Ludermann