Niemand lässt sich gern enteignen. Etwas mehr Verständnis für Hedgefonds, die den Griechen keine Schulden erlassen wollen, wäre also angebracht. Einige Fonds drohen: Wenn man uns zwingt, Forderungen an den griechischen Staat teilweise abzuschreiben, dann klagen wir dagegen bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Bravo! Mit Staatsanleihen nimmt eine Regierung schließlich viel Geld ein und sichert dafür Zins- und Tilgungszahlungen zu. Die nachträglich zu kürzen verletzt offensichtlich das unveräußerliche Menschenrecht auf Eigentum. Viele Hedgefonds haben den Griechen zwar gar nichts geliehen, sondern die Staatsanleihen am Markt zum Schnäppchenpreis gekauft. Und natürlich spekulieren sie damit. Doch darf man etwa mit seinem Eigentum nicht mehr tun, was man will – auch Gewinne maximieren? Dann wäre es vorbei mit dem Kapitalismus und unserem Wohlstand. Soll man das riskieren und die Menschenrechte relativieren, nur weil der Schuldendienst Griechenland ruiniert, das schließlich jahrelang auf Pump gelebt hat?
Nein! Der Europarat sollte die mutigen Hedgefonds für seinen Menschenrechtspreis nominieren. Und das oberste Gericht sollte ihnen Recht geben und klar stellen: Pleite gehen verstößt gegen die Menschenrechte der Investoren. So würde endlich auch der jahrhundertealte Skandal beendet, dass Kapitalanlagen riskant sind und man beim Spekulieren verlieren kann. Diese Version des Kapitalismus ist nicht mehr zeitgemäß, heute zockt man mit Menschenrechts-Garantie. Das verstehen im Grunde schon kleine Kinder: Viele bekommen Heul- und Schreianfälle, wenn sie beim Monopoly verlieren. Die Hedgefonds sollten hartherzige Eltern, die da gewinnen, wegen Verstoß gegen Kinderrechte verklagen.
Neuen Kommentar hinzufügen