In diesem Jahr dürften Umweltschützer und Ölmanager gleichermaßen gespannt nach Italien blicken. Denn in Mailand werden gleich zwei Fälle mit Signalwirkung vor Gericht verhandelt: Seit Anfang Januar muss sich der italienische Ölkonzern Eni gegen Vorwürfe der Ikebiri aus dem Nigerdelta wehren, er habe bei seiner Fördertätigkeit aus Lecks in den Leitungen deren Land, Flüsse und Teiche vergiftet. Die Ikebiri fordern, dass Eni die Verschmutzungen beseitigt und sie zudem finanziell entschädigt. Ein Sieg könnte andere Gemeinschaften ermutigen, ebenfalls vor Gericht zu ziehen – und für Ölkonzerne eine Warnung sein, sich besser an die Umweltauflagen zu halten.
Noch mehr Beschwerden wird Eni und seinem britisch-niederländischen Konkurrenten Shell wohl ein weiteres Verfahren bereiten, das Anfang März beginnen soll. Hier stehen Manager beider Unternehmen – darunter der derzeitige Eni-Geschäftsführer Claudio Descalzi – vor Gericht, weil sie 2011 den damaligen nigerianischen Ölminister Dan Etete bestochen haben sollen, um die Konzession für ein Offshore-Förderfeld zu erlangen. Insgesamt sollen 1,3 Milliarden US-Dollar gezahlt worden sein. Etete war bereits zuvor in einem anderen Fall wegen Geldwäsche verurteilt worden. Die Organisation Global Witness zeigt sich zufrieden über die nach ihrer Einschätzung „umfangreichste Verfolgung von Unternehmenskorruption in der Geschichte“.
Ein Sieg im Kampf gegen die Korruption.
Noch höher wäre allerdings die Signalwirkung, wenn sich die Niederlande und Großbritannien, die beiden Heimatländer des Shell-Konzerns, entschlössen, ebenfalls einen Prozess anzustrengen. Die niederländische Staatsanwaltschaft arbeitet zwar eng mit den Italienern zusammen, hat selbst aber noch keine Anklage erhoben.
Doch egal, wie es ausgeht: Allein die Tatsache, dass nach mehrjährigen Recherchen in Mailand Anklage erhoben wurde, ist ein Sieg im Kampf gegen die Korruption. Den Menschen in Nigeria zeigen die Mailänder Juristen, dass sich Öl-Multis nicht über Recht und Gesetz hinwegsetzen können. Den Unternehmen machen sie einmal mehr klar, dass unlautere Geschäftspraktiken nicht akzeptabel sind. Und Aktivisten geben sie einen Ansporn: Der Einsatz für Mensch und Umwelt lohnt sich.
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