Auf der Konferenz am Rande der Grünen Woche ging es darum, wie eine Landwirtschaft mit sinkender Produktivität eine in wenigen Jahrzehnten auf zwei Milliarden Menschen wachsende Bevölkerung ernähren kann. Die deutsche Politik setzt dabei auf höhere Privatinvestitionen – und auf eine zunehmende Mechanisierung afrikanischer Betriebe.
Während in China der Weizenanbau inzwischen fast komplett maschinell erfolgt, ist die Landwirtschaft in Afrika höchstens zu einem Viertel mechanisiert, schätzen Experten. Der afrikanische Bauer ist im Durchschnitt 65 Jahre alt, vier von fünf Landwirten bestellen ihre Felder von Hand, die Erträge sind entsprechend gering.
Das stehe im Gegensatz zu dem „außerordentlich großen Potenzial“, betonte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) bei der Konferenz. Die Möglichkeiten, die Landwirtschaft als „Beschäftigungs-, Innovations- und Ausbildungsgeber“ zu nutzen, würden nicht ausgeschöpft. Wünschenswert sei eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Entwicklung des Sektors, sagte Schmidt.
Dazu gehören aus deutscher Sicht mehr private Investitionen. Dafür will die Bundesregierung sich bei der G20-Präsidentschaft in diesem Jahr stark machen. Nichtstaatliche Entwicklungsorganisationen hingegen sehen Partnerschaften zwischen Staat und Wirtschaft kritisch. Sie werfen der Regierung vor, sie kooperiere in ihren sogenannten „Grünen Innovationszentren“ in Afrika lieber mit Agrarkonzernen, als direkt mit Kleinbauern zu arbeiten.
Car-Sharing in der Landwirtschaft
Der US-amerikanische Landmaschinenbauer AGCO arbeitet nicht mit der Bundesregierung, verteidigte bei der Konferenz dennoch die Rolle der Industrie. Natürlich sei Afrika ein vielversprechender, weil unerschlossener Markt, sagte AGCO-Vizechef Garry Collar. Weil die Landwirtschaft dort jedoch nicht kommerziell ausgerichtet, sondern vor allem von kleinbäuerlichen Strukturen geprägt sei, sei es unerlässlich, mit afrikanischen Regierungen, deren Entwicklungsplänen und vor Ort aktiven Hilfsorganisationen zu kooperieren.
Deshalb arbeite der Konzern daran, vor allem kleinbäuerlichen Betrieben Arbeitsgerät zu verkaufen statt auf die Ausdehnung großflächiger Agroindustrie zu setzen. Dafür werden laut Collar unter anderem Saatmaschinen oder Pflüge aus Spanien und Indien an afrikanische Bedürfnisse angepasst. Das heißt, sie müssen möglichst billig, robust und einfach zu bedienen sein. In Planung sei außerdem, solches Gerät irgendwann auch in Afrika herzustellen.
„Wenn vier Landwirte sich mit etwa zehn Hektar zusammenschließen, können sie ein wirtschaftlich sinnvolles Paket mit einem 45-PS-Traktor samt Ausrüstung für Aussaat und Düngung erwerben und ihre Ernte verdreifachen“, sagte Collar. „Wir arbeiten mit Banken an Finanzierungsmodellen, die auch ohne Landtitel möglich sind und eine Tilgung über drei Jahre ermöglichen.“ Das sei ein bezahlbarer Weg aus der Subsistenzwirtschaft in die lokale und regionale Vermarktung von Erträgen, also in die Wirtschaftlichkeit.
Der Konzernvertreter sieht – wie auch die Welternährungsorganisation FAO – in einer wachsenden Mechanisierung außerdem einen Anreiz, die Landwirtschaft für die Jugend attraktiver zu machen. Junge Leute leben lieber in Städten als auf dem Land. Die rasche Verbreitung von Mobiltelefonen nutzen junge Unternehmer inzwischen, um Modelle des Car-Sharing in die Landwirtschaft zu übertragen. In Sambia und Kenia etwa vermitteln Eigentümer über eine mobile App ihre Landmaschinen zur tageweisen Nutzung an andere Bauern.
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