Sie mussten leider draußen bleiben. Mitte Juni trafen sich in New York Regierungsvertreter von 193 UN-Mitgliedsstaaten und mehr als 560 Vertreter der Zivilgesellschaft, um über Wege zur Bekämpfung von Aids zu beraten. In einer Abschlusserklärung bekräftigten sie das Ziel, die Krankheit bis 2030 unter Kontrolle zu bekommen. Der Vorsitzende der Versammlung, Mogens Lykketoft, rief dazu auf, die Stimme gegen jegliche Form von Diskriminierung und Stigmatisierung zu erheben. Schwulen- und Lesbenverbände, Organisationen von Transsexuellen und Drogenkonsumierenden waren jedoch nicht dabei. Islamische Länder und Russland hatten für ihren Ausschluss gesorgt.
Da klingt das Credo „Niemanden zurücklassen“, das UN-Generalsekretär Ban Ki-moon unermüdlich wiederholt, wenn es um das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele geht, wie ein Lippenbekenntnis. Gerade homo- und transsexuelle Menschen, Drogensüchtige und andere sozial ausgegrenzte Gruppen wie Sexarbeiterinnen haben noch immer das höchste Risiko, sich mit dem HI-Virus zu infizieren. In vielen Ländern der Erde werden ihre Rechte nicht anerkannt. Das hindert sie daran, sich über Präventionsmöglichkeiten zu informieren, einen Aidstest zu machen oder eine Behandlung in Anspruch zu nehmen. Laut Schätzungen erhalten von rund 37 Millionen HIV-Infizierten weltweit noch immer knapp 20 Millionen keine Medikamente.
Natürlich hängen Erfolge im Kampf gegen Aids auch von der Finanzierung ab – 26 Milliarden Euro sollen laut der New Yorker Gipfelerklärung künftig jährlich dafür zur Verfügung gestellt werden. Die Regierungen, allen voran die reichen Industrienationen, werden ihren Einsatz kräftig erhöhen müssen. Doch es ist nicht allein eine Frage des Geldes. In erster Linie müssen die wohlfeilen Appelle, Diskriminierung abzubauen und die Rechte sexueller Minderheiten anzuerkennen, endlich in die Tat umgesetzt werden. Gefährdete Gruppen müssen angehört und einbezogen werden, denn sonst ist das Virus nicht unter Kontrolle zu bekommen. Die nächste Gelegenheit dazu kommt schon Ende des Monats: auf der internationalen Aidskonferenz im südafrikanischen Durban. Hier stehen immerhin die Türen für alle offen.
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