Reisefreiheit für Afrikaner

Afrikanische Union
Die Afrikanische Union will einen einheitlichen Reisepass einführen. Damit sollen sich afrikanische Staatsbürger endlich frei auf ihrem Kontinent bewegen können. Vorerst gibt es das ersehnte Papier aber nur für die Regierungschefs.

Während einige Länder der Europäischen Union (EU) gerade dabei sind, die Grenzen zueinander wieder dicht zu machen, geht die Afrikanische Union (AU) den umgekehrten Weg. Bis 2020 sollen alle Afrikaner einen einheitlichen elektronischen Reisepass erhalten und damit ohne Visum in alle Mitgliedsländer einreisen können. Vorbild dafür ist der europäische Schengen-Raum.

Für die meisten Afrikaner sind Auslandsreisen aufwendig, wenn nicht gar unmöglich. Für mehr als die Hälfte aller Länder auf ihrem Kontinent müssen sie vorab ein Visum beantragen; sogenannte „Visa on Arrival“, also bei der Einreise, stellt nur jeder vierte Mitgliedsstaat aus. Ganz ohne geht es bislang nur in 13 Ländern, darunter Kenia, Uganda und Tansania. US-amerikanische Staatsbürger haben es da leichter, sie können in immerhin 20 afrikanische Länder ohne Visum einreisen.

Der neue Pass sei ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem starken und vereinten Afrika, gestaltet von seinen eigenen Bürgern, sagte die Vorsitzende der AU-Kommission, Nkosazana Dlamini-Zuma. Ziel ist zudem, die wirtschaftliche Integration des Kontinents voranzutreiben. Bereits im vergangenen Jahr haben 26 afrikanische Länder beschlossen, den Handel zu liberalisieren und bürokratische Hürden und Handelsbarrieren abzubauen.

Was passiert mit Flüchtlingen und Staatenlosen?

Bis die einfachen Bürger den neuen Pass erhalten, kann es allerdings noch dauern. Erstmal gibt es das Dokument nur für hochrangige Diplomaten und die Regierungschefs der 54 Mitgliedsstaaten, die Mitte Juli bei ihrem jährlichen AU-Treffen in Ruanda zusammenkommen. Danach sei es dann Sache der einzelnen Länder, sich um die Einführung zu kümmern und die Visabestimmungen anzupassen, mahnt die AU in einer Mitteilung.

Es gibt aber auch Einwände gegen die geplante Reisefreiheit. Kritiker fürchten, dass die ohnehin löchrigen Grenzen künftig noch durchlässiger für Rebellengruppen oder Terrormilizen werden. Auch seien viele Fragen noch nicht geklärt, etwa ob Staatenlose, Flüchtlinge oder Afrikaner in der Diaspora den Reisepass beantragen können.

Und die EU? Sie muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie Ländern wie Sudan hilft, den Grenzschutz zu stärken, wenn die Afrikaner zugleich auf dem Weg sind, ihre Grenzen abzubauen.

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