Hilfe für die Müll-Arbeiter

Ghana
Nordrhein-Westfalen und Ghana haben ihre Partnerschaft mit einem Festakt in der Hauptstadt Accra erneuert. Sie wollen in neuen Feldern zusammenarbeiten und die Zivilgesellschaft noch stärker einbeziehen.

Die bisherige Vereinbarung aus dem Jahr 2007 war 2013 ausgelaufen. Das neue Abkommen sieht vor, künftig auch in Bereichen wie gute Regierungsführung und Dezentralisierung, Klima- und Ressourcenschutz sowie erneuerbare Energien zu kooperieren. Gestärkt werden, soll zudem die Rolle der Zivilgesellschaft.

Unter dem Dach der Landespartnerschaft sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Kontakte und Projekte auf unterschiedlichen Ebenen entstanden. Unternehmer, Kirchen, Hochschulen und Eine-Welt-Gruppen beteiligen sich mit Projekten und Initiativen zur Entwicklungszusammenarbeit. Das Bundesland hat Projekte aus der Zivilgesellschaft seit 2012 mit mehr als 400.000 Euro unterstützt. Zwischen Städten in beiden Ländern sind ebenfalls Partnerschaften entstanden: Bonn ist mit Cape Coast verbunden, Dortmund hat eine Klimapartnerschaft mit Kumasi.

Die Technische Hochschule Aachen unterstützt die Universität von Accra beim Aufbau einer Arbeits-und Umweltmedizin. Anlass dafür ist eine der größten Müllhalden der Welt in Agbogbloshie, einem Stadtteil von Accra. Hier leben tausende Menschen davon, Elektronikschrott aus Europa und den USA informell zu zerlegen. Agbogbloshie gilt als einer der am meisten mit Giftstoffen verseuchten Orte der Welt. Ohne jeden Schutz zerkleinern Arbeiter die Altgeräte auf der Suche nach verwertbaren Rohstoffen, beim Verbrennen einzelner Bestandteile entstehen giftige Gase.

Das Uniklinikum der Hochschule Aachen unterstützt die medizinische Fakultät der Universität Accra dabei, die Expertise für den Nachweis toxischer Belastungen im menschlichen Körper zu entwickeln. Ein Labor soll eingerichtet werden, das Schwermetalle in Blut und Urin nachweisen kann. Erste Feldforschungen von Doktoranden beider Universitäten fanden im vergangenen Jahr statt, die Proben mussten aber in Aachen ausgewertet werden. Für das ghanaische Laborpersonal sind Schulungen in Accra und in Aachen vorgesehen.

Manche Kommunen zieren sich

Im nächsten Schritt soll bis Februar 2018 eine Gesundheitsstation zur medizinischen Erstversorgung der Arbeiter eingerichtet werden, in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung von Accra und der Vereinigung der Elektro-Müllarbeiter. Koordiniert wird das Projekt von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Nordrhein-Westfalens Europa-Minister Franz-Josef Lersch-Mense betonte nach Gesprächen mit den Projektpartnern in Agbogbloshie, es sei ein wichtiger und hilfreicher Dialog zwischen Behörden und Betroffenen entstanden, „der sicherlich auch über das konkrete Projekt hinaus Wirkung haben wird.“ Finanziert wird das Projekt zu 60 Prozent vom Entwicklungsministerium, den Rest übernimmt das Land. Die laufenden Kosten der Gesundheitsstation wird die Stadtverwaltung von Accra übernehmen.

Trotz Förderung und guten Erfahrungen scheuen viele Städte in Nordrhein-Westfalen dennoch vor einer offiziellen Verbindung mit einer ghanaischen Kommune zurück. Zum Beispiel Mönchengladbach: Dort ist das Eine-Welt-Forum schon seit 2004 im Bezirk Offinso mit rund 180.000 Einwohnern aktiv. Ehrenamtliche Komitees beider Seiten kümmern sich um den Bau einer Werkstatt zur Herstellung von Palmöl für den regionalen Bedarf oder einer Krankenstation. Zudem bestehen fünf Schulpartnerschaften, Vertreter der Verwaltung haben sich gegenseitig besucht.

Eine offizielle Partnerschaftsvereinbarung gibt es jedoch bis heute nicht. „Die Kommunen scheuen davor zurück, weil sie zusätzliche Kosten und weitere Arbeitsbelastung fürchten“, sagt Bernd Bader vom Eine-Welt-Forum Mönchengladbach. „Ohne die Landespartnerschaft wäre vieles für uns nicht möglich gewesen.“

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erschienen in Ausgabe 7 / 2016: Sicherheit: Manchmal hilft die Polizei
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