Was treibt Sie an?
Mich treibt vor allem meine und unsere Pflicht an, im „priviligierten Teil der Welt“ zu einer besseren Welt beizutragen. Unser Konsumalltag ist dafür ein sehr guter Anknüpfungspunkt. Hier kann jede und jeder Einzelne mitwirken. Als Geschäftsführer von Fairtrade Deutschland reizt es mich außerdem immer wieder aufs Neue, unsere Idee des fairen Handels in die Praxis umzusetzen und dabei regelmäßig auch „Bedenkenträger“ zu überzeugen.
Was macht Sie wütend?
Bei aller Liebe zum Diskurs: ideologische Grabenkämpfe, die auf alten Standpunkten verharren und die Welt in „gut und böse“ einteilen. Denn wir brauchen konstruktive Lösungen, an denen viele Akteure teilhaben können. Und es macht mich wütend, wenn Menschen wider besseres Wissen nicht handeln und darauf warten, dass andere sich zuerst bewegen.
Wen würden Sie mit dem alternativen Nobelpreis auszeichnen?
Keine Persönlichkeit, sondern stellvertretend für die Millionen von Kleinbauern in der Welt eine „unbekannte Kooperative“ irgendwo in Afrika, Lateinamerika oder Asien, wo man sich trotz widriger Umstände gemeinsam organisiert hat und die Arbeit und das Leben für alle erträglicher macht. Das Jahr darauf würde ich dann gerne stellvertretend für Millionen von Fabrik- und Plantagenarbeitern eine unbekannte „Arbeitnehmervertretung“ auszeichnen, die sich wirksam für mehr Rechte einsetzt.
Mit wem würden Sie gerne einmal streiten?
Mit dem Nestlé International Management.
Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?
Allgemein bin ich stolz darauf, dass fairer Handel inzwischen für viele Menschen eine Handlungsoption darstellt. Auf der Wirtschaftsebene bin ich stolz, dass wir neben dem erfolgreichen Fairtrade-Konsumentensiegel auch die Fairtrade-Rohstoffprogramme auf dem deutschen Markt umgesetzt haben. Das ermöglicht den Produzenten erstmals wichtige Marktzugänge zu fairen Bedingungen. Auf der zivilgesellschaftlichen Ebene freut mich der Erfolg der Fairtrade Towns Kampagne, in der Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft neue Bündnisse für den Fairen Handel knüpfen. Alleine in Deutschland arbeiten inzwischen 400 Kommunen an diesem Konzept.
Das Gespräch führte Barbara Erbe
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