„Niemanden zurücklassen“ – auf dieses Ziel hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am humanitären Weltgipfel Ende Mai in Istanbul eingeschworen. Das sollte auch und ganz besonders für alte Menschen in Krisen und Katastrophen gelten, fordert die Hilfsorganisation HelpAge und dokumentiert in einem aktuellen Bericht Versäumnisse.
Die Autorinnen und Autoren haben mit 300 Flüchtlingen über 60 Jahren im Libanon, im Südsudan und in der Ukraine über ihre Erfahrungen mit humanitärer Hilfe gesprochen. Das Ergebnis: Die Mehrheit sei nicht nach ihrem Bedarf gefragt worden, mehr als zwei Drittel seien nicht ausreichend über Hilfsmöglichkeiten informiert gewesen. Häufig hätten die Befragten über Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Angst und Depressionen berichtet.
Die 85-jährige Syrerin Warda, die in den Libanon geflohen ist, hat Probleme mit den Beinen und kann kaum noch laufen. Sie weiß zwar über die Unterstützung Bescheid, doch sie sagt: „Hilfe ist nur für diejenigen da, die sie einfordern können. Wie soll ich das tun, wenn ich noch nicht einmal den Raum verlassen kann?“
Andere beklagen die mangelnde Gesundheitsversorgung in humanitären Krisen – mehr als zwei Drittel von ihnen litten unter Diabetes, Bluthochdruck oder Arthritis und wurden nicht adäquat behandelt. Die 60-jährige Salwa aus Aleppo, die mit ihrem Ehemann und zwei Töchtern inzwischen ebenfalls im Libanon lebt, erzählt, dass sie deshalb ihr Augenlicht verloren hat.
Das alte Menschen in Katastrophen und Konflikten, aber auch in der Entwicklungszusammenarbeit vernachlässigt werden, ist nicht neu. HelpAge und andere humanitäre Organisationen, darunter Christian Aid und Islamic Relief, hoffen nun auf den Gipfel in Istanbul, um die Weichen anders zu stellen. Sie haben eine Inklusionscharta mit fünf grundlegenden Verpflichtungen erarbeitet, um sicherzustellen, dass die Unterstützung die Bedürftigsten auch wirklich erreicht. Und sie rufen Regierungen, Geber und andere Organisationen dazu auf, sich ihr anzuschließen.
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