Sie sind Ladenhüter. Zu teuer, zu geringe Reichweite, zu wenige Stromtankstellen, zu lange Ladezeiten für den Motor: Elektroautos sind bei deutschen Autofahrern wenig beliebt. Rund 218.000 Fahrzeuge wurden im Januar neu zugelassen, Benziner lagen knapp vor den Dieseln, weit abgeschlagen folgten Elektromodelle wie Tesla, BMWi3 und Co mit 0,2 Prozent. Insgesamt fahren auf deutschen Straßen bislang rund 19.000 E-Autos – rund eine Million sollen es bis 2020 sein, auf diesem Ziel beharrt die Bundesregierung seit Jahren. Doch Beharren alleine nützt eben nichts. Deshalb soll es jetzt wieder einmal eine Prämie richten. 5000 Euro pro Auto soll sie nach dem Willen von Wirtschaftsminister Siegmar Gabriel (SPD) betragen. Die Unterstützung reicht von den Grünen bis zur CSU, Finanzminister Wolfgang Schäuble hält allerdings dagegen. Im März will die Regierung eine gemeinsame Lösung gefunden haben.
Wir erinnern uns: Schon 2009 sollte eine Umweltprämie – als „Abwrackprämie“ zum „Wort des Jahres“ gekürt – dafür sorgen, dass alte Spritfresser gegen abgasärmere Modelle getauscht werden. Automobilindustrie und Umwelt sollten davon gleichermaßen profitieren. Doch ökologische und ökonomische Bilanz waren bestenfalls gemischt, langfristige Effekte suchten Wissenschaftler vergebens. All das scheint vergessen – oder der Blick nach China ist zu verführerisch. Peking sieht in der Elektromobilität einen wichtigen Weg, um der Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Smog in den chinesischen Großstädten zu Leibe zu rücken. Chinas Führung hat deshalb mit Hilfe von Steuererleichterungen den Absatz von E-Autos angekurbelt. Im vergangenen Jahr wurden rund eine Viertel Million Elektroautos in der Volksrepublik verkauft, mehr als doppelt so viele wie 2014, und erstmals mehr als in den USA.
Ein Geschenk an die Autoindustrie
Doch das taugt nicht als Vorbild. Keine Frage: Im Verkehr müssen Emissionen eingespart werden – ebenso wie in vielen anderen Bereichen, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will. Doch die Elektromobilität kann dazu beim derzeitigen Stand der Technik keinen Beitrag leisten: Die Ökobilanz der E-Autos ist zu schlecht. Ihre Produktion setzt laut einer Studie des Fraunhofer-Institutes fast zwei Drittel mehr Kohlendioxid frei als die von Autos mit Verbrennungsmotor, besonders energieintensiv sind ist die Herstellung der Akkus und der aus Aluminium gefertigten Karosserien. Bis dieser Nachteil in der Gesamtbilanz ausgeglichen ist, muss man 20.000 Kilometer fahren – das gilt allerdings nur, wenn man Strom aus Sonne und Wind tankt. Mit dem gegenwärtigen Strom-Mix müssen je nach Berechnung zwischen 60.000 und 100.000 Kilometer zurückgelegt wird, damit ein E-Auto eine bessere Klimabilanz aufweist als ein Benziner.
Eine Kaufprämie für Elektroautos ist verschwendetes Geld. Sie ist ein Geschenk an die Autoindustrie und alle diejenigen, die sich ohnehin ein solches Fahrzeug für mehrere zehntausend Euro leisten können und die Prämie gerne mitnehmen, vielleicht für ihren Zweit- oder Drittwagen. Sie heizt den Individualverkehr an und setzt damit die falschen Anreize. Wenn schon eine staatliche Förderung, dann sollte sie der Elektrifizierung von Stadtbussen – und damit der Allgemeinheit – zu Gute kommen. Auf den festgelegten Bustouren ließen sich Nutzung und Aufladen gut organisieren, den smoggeplagten Innenstädten würde die sauberere Luft besonders guttun.
Autorin
Gesine Kauffmann
ist Redakteurin bei "welt-sichten".Auch in den Ausbau der Fahrradwege sollte mehr Geld investiert werden, um den Umstieg auf eine andere Form von Elektromobilität zu fördern: E-Bikes. Sie erfreuen sich nicht nur bei Freizeitradlern wachsender Beliebtheit. Kurze bis mittlere Entfernungen lassen sich damit ohne weiteres zurücklegen, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu geraten – auch auf dem Weg ins Büro.
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