Genaue Zahlen über die Christen in Palästina gibt es nicht. Mitte des 20. Jahrhunderts war die christliche Glaubensgemeinschaft in der Gegend um Bethlehem und Jerusalem noch in der Mehrheit. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass heute nur noch 50.000 (47.000 im Westjordanland und knapp 3000 in Gaza) der insgesamt 4,5 Millionen Palästinenser Christen sind. Etwa 20.000 von ihnen sind Mitglieder einer mit Rom unierten Kirche.
Um deren Existenz, Handlungsfreiheit und Rechte geht es in dem 32 Artikel umfassenden Vertrag. Das Abkommen regelt zudem Fragen der Kirchengebäude und der Heiligen Stätten. Ausdrücklich wird Palästina ein „Sonderstatus“ als Wiege des Christentums zugestanden – was die palästinensischen Behörden in die Verantwortung nimmt, das Fortbestehen dieser Religion zu garantieren sowie die christlichen Heiligen Stätten zu schützen.
Mit der Unterzeichnung anerkennt der Vatikan Palästina offiziell als eigenständigen Staat. Inoffiziell war davon allerdings schon die Rede gewesen, nachdem die Vereinten Nationen im November 2012 Palästina einen Beobachterstatus zugebilligt hatten. Und auch bei der Reise von Papst Franziskus im Mai 2014 ins Heilige Land stand auf dem offiziellen Reiseprogramm „Staat Palästina“.
In der internationalen Politik ist dies seit langem ein Streitpunkt. Etwa ein Drittel der 193 UN-Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, haben Palästina bisher nicht anerkannt. Erst müsse Frieden zwischen Israel und den Palästinensern herrschen, bevor Palästina ein eigener Staat werde, lautet die Begründung. Entsprechend kritisch hat Israel den Grundlagenvertrag kommentiert. Man halte die Unterzeichnung für einen übereilten Schritt, der die Aussichten auf ein Friedensabkommen „beschädige“. Er beeinträchtige die internationalen Bemühungen, die Palästinenser zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch mit Israel zu bewegen.
Wiltrud Rösch-Metzler, die Bundesvorsitzende von Pax Christi, begrüßt den Schritt des Vatikans. „Er gibt unserer Forderung etwa an die Bundesregierung, Palästina anzuerkennen, mehr Gewicht.“ Der Vertrag sei die logische Konsequenz der bisherigen Nahost-Politik des Vatikans. „Wer für eine Zwei-Staaten-Lösung eintritt, muss sich auch zu zwei Staaten bekennen.“
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