(24.04.2015) Aus westlicher Sicht gilt Kinderarbeit als Tabu. Für Auma Obama, die Halbschwester des US-Präsidenten, greift das zu kurz: „Die kulturellen Unterschiede müssen viel stärker beachtet werden“, forderte sie bei einer Veranstaltung in Frankfurt am Main.
In ihrer Heimat Kenia sei Arbeit eher ein Mittel zum Zweck als in Europa, wo sich die Menschen viel stärker über ihre Arbeit identifizierten, sagte Obama. In Kenia sei Arbeit für Kinder in vielen Fällen schlicht notwendig, etwa um das Schulgeld zu bezahlen. Den Kindern sei klar, wofür sie arbeiteten: „Bildung bedeutet Job und Geld. Jedes Kind weiß das. Es ist ein Ticket für ein besseres Leben“, sagte die Gründerin der Sauti-Kuu-Stiftung zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen. In Deutschland gebe es manchmal wenig Bewusstsein dafür.
Auch bei der Frage, was „eine gute Kindheit“ ausmache, gebe es Unterschiede. In Kenia bedeute Kind-Sein auch die Beteiligung am Erwachsenenleben. Nur weil das in Europa anders sei, könne freiwillige Kinderarbeit nicht per se verboten werden.
In Bolivien ist Kinderarbeit legal
Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) arbeiten weltweit rund 168 Millionen Kinder. In Bolivien ist Kinderarbeit seit 2014 ab dem zehnten Lebensjahr erlaubt. In dem südamerikanischen Land arbeiten rund 850.000 Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren. Ziel des Gesetzes ist es, die extreme Armut zu senken und die Arbeitsbedingungen für Kinder zu verbessern.
Für Auma Obama stehen dabei auch die Eltern in der Pflicht. Sie seien mitverantwortlich dafür, Ausbeutung und Arbeit unter Zwang zu verhindern. Und die Kinder müssten lernen, mit Erwachsenen auf Augenhöhe zu verhandeln, um ihre Rechte einzufordern. Den internationalen Organisationen riet sie, bei künftigen Vorhaben nicht alles vorwegzunehmen. Sinnvoller sei es, erstmal zu klären, was „Kinderarbeit“ anderswo bedeutet und welche Bedürfnisse bestehen: „Hört zu, fragt nach. Bringt uns nicht das Angeln bei, sondern fragt vorher: Esst ihr überhaupt Fisch?“ (hap)
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