Die Hoffnungen des ehemaligen Präsidenten Lula da Silva waren groß, als Brasilien 2007 den Zuschlag erhielt: Die WM sollte dem Land neue Arbeitsplätze, Investitionen und eine bessere Infrastruktur bringen. Die jetzige Präsidentin Dilma Russeff kämpft nun mit den Folgen: Die Arbeitsplätze waren nur ein Strohfeuer, die Investitionen blieben aus, und die Regierung musste Infrastrukturprojekte zusammenstreichen, vor allem im öffentlichen Verkehr.
Eine von Solidar Suisse in Auftrag gegebene Studie kommt zum Schluss, dass die WM mit 13,3 Milliarden Dollar wohl die teuerste aller Zeiten war. Die Kosten wurden größtenteils von der öffentlichen Hand geschultert. Zudem trübten Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen den Sportanlass.
In Zahlen von Solidar Suisse liest sich die WM folgendermaßen: Die Schulden der 12 Austragungsstädte stiegen im Schnitt um 51 Prozent. Zum Vergleich: In den Nicht-WM-Städten stiegen sie nur um 20 Prozent. Das Tourismusministerium beziffert die Einnahmen durch die WM auf rund 15 Milliarden US-Dollar, was einem wirtschaftlichen Impuls von 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts entspricht. Den Gewinn beziffert die Studie auf 1,7 Milliarden Dollar. Weil die Fifa und die von ihr beauftragten Unternehmen von der Steuer befreit waren, sparten sie gegenüber dem brasilianischen Fiskus insgesamt 462 Millionen US-Dollar.
3,5 Millionen Dollar für Gummigeschosse und Tränengas
Die WM hinterlässt dem Land zudem vier millionenteure Stadien in Manaus, Cuiabá, Natal und Brasilia, die nach der WM kaum mehr gebraucht werden, weil deren Teams nicht in den obersten Ligen spielen. In der aktuellen Meisterschaftsrunde besuchten gemäß der Studie durchschnittlich 576 Personen pro Match das Stadion von Cuiabá – Platz hätten gut 41.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Für die Bekämpfung der Straßenproteste, die während des Confederations Cup 2013 begannen, gab Brasilien 3,5 Millionen Dollar für Gummigeschosse und Tränengas aus. Von Mai 2014 bis zum Ende der WM arbeitete laut Studie ein Team von 414 Anwältinnen und Staatsanwälten rund um die Uhr, um Informationen zu Streiks im öffentlichen Dienst, Blockaden auf Autobahnen oder Gebäudebesetzungen nachzugehen und sie, wenn nötig, mit Polizeieinsätzen und Gerichtsverfahren zu unterdrücken.
Solidar Suisse geht davon aus, dass auf der anderen Seite der Weltfußballverband Fifa in Brasilien Rekordeinnahmen von 4 bis 5 Milliarden Dollar einstreichen wird und mit einem Gewinn von bis zu 3 Milliarden rechnen darf. Das wäre wesentlich mehr als in Südafrika, wo unter dem Strich ein Profit von rund 2,2 Milliarden Dollar für die Fifa herauskam. (Rebecca Vermot)
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