Seit Jahrzehnten sind die Körper von Frauen in Konflikten Teil des Schlachtfelds. Im Kongo werden laut den Vereinten Nationen täglich zwischen 30 und 40 Frauen vergewaltigt. Die Täter kommen meist ohne Strafe davon. 122 Staaten haben sich nun verpflichtet, dagegen vorzugehen – mit prominenter Hilfe.
Vergewaltigung hat nichts mit Sex zu tun – nicht im Frieden und schon gar nicht im Krieg. Das ist hinlänglich bekannt. Trotzdem ist der US-Schauspielerin Angelina Jolie zu danken, dass sie bei einer internationalen Konferenz Mitte Juni in London noch einmal klargestellt hat: Es geht den Tätern um Macht. In Konflikten werden mit dieser „Waffe“ ganze Gemeinschaften gedemütigt. Manche Wahrheiten müssen immer wieder ausgesprochen werden. Und der Hollywoodstar belässt es nicht dabei. In ihrer Rolle als Sonderbotschafterin des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge hat Angelina Jolie gemeinsam mit dem britischen Außenminister William Hague der Straflosigkeit von Vergewaltigungen in Kriegen den Kampf angesagt.
Die Londoner Konferenz war ein Höhepunkt ihrer zweijährigen Bemühungen, Daten und Fakten zusammenzutragen und die Öffentlichkeit auf diese grausamen Verbrechen aufmerksam zu machen. Zugleich ist sie ein wichtiger erster Schritt, die Staaten gemeinsam zum Handeln zu bewegen. 122 Länder haben sich auf Richtlinien dafür verpflichtet, wie Vergewaltigungen in kriegerischen Konflikten verhindert und geahndet werden sollen. Das Protokoll legt Standards fest, nach denen sexuelle Gewalttaten in Krisenregionen dokumentiert und verfolgt werden können. Soldaten, Polizei und Justiz erhalten konkrete Anweisungen, wie Beweise zu sammeln sind. Den Opfern wird medizinische und psychologische Unterstützung zugesichert.
Angelina Jolie ist eine glaubwürdige Botschafterin
Rechtlich bindend ist das Protokoll allerdings nicht. Instrumente zu seiner Überwachung oder Sanktionen bei Verstößen sind nicht vorgesehen. Doch wirkungslos ist es damit nicht. Es gibt zivilgesellschaftlichen Organisationen Rückhalt in ihrem Engagement. Ihnen kommt einmal mehr die Rolle zu, die Regierungen an ihre Verpflichtungen zu erinnern und zur Rechenschaft zu ziehen. Dass sie das können, haben sie mit erfolgreichen Kampagnen bewiesen, etwa der zur Ächtung von Landminen. Mit Angelina Jolie haben sie eine prominente und glaubwürdige Botschafterin, die weiß, dass sie einen langen Atem brauchen wird. Denn es geht nicht nur um praktische Anweisungen oder Gesetze. Es muss sich die Einstellung ändern, dass Frauen Menschen zweiter Klasse sind und Objekte, an denen sich Macht demonstrieren lässt. Immer und immer wieder. (gka)
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