Es ist reiner Zufall, dass die 100 in Mali stationierten deutschen Soldaten Anfang Februar gleich zwei Mal hohen Besuch bekommen haben. Im Gegensatz zum spontanen Kurztrip der neuen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte Martin Dutzmann seinen Besuch seit Monaten geplant. Voraussichtlich im Mai wird der neue EKD-Bevollmächtigte auf Wunsch des EKD-Rates sein Nebenamt als Militärbischof abgeben.
Mali habe im Gegensatz zu Afghanistan ein funktionierendes Staatswesen, sagt Dutzmann. Doch das müsse geschützt und ausgebaut werden. „Dabei ist das Land auf die Unterstützung Europas angewiesen.“ Dass Ministerin von der Leyen das deutsche Kontingent im Rahmen der EU-Ausbildungsmission auf 250 Soldaten erhöhen will, könnte die Ausbildung der malischen Armee beschleunigen. Allerdings sei zu bedenken, dass die Bundeswehr durch weitere Auslandseinsätze und interne Reformen bereits sehr belastet sei.
Anfragen hat der Militärbischof an das Gesamtkonzept des Einsatzes: „Die malischen Truppen werden zwar von EU-Soldaten ausgebildet“, sagt er. Es sei jedoch nicht geklärt, wie sie für die Aufgabe, im Norden des Landes für Sicherheit zu sorgen, angemessen ausgerüstet werden können. Zwar gebe es gute Gründe, dass die EU keine Waffen in Spannungsgebiete liefere. Es bleibe aber die Frage, ob eine Ausbildung ohne angemessene Ausrüstung die gewünschten Erfolge bringe.
Die jeweils andere Perspektive in den Blick nehmen
Dutzmann hält es für unglücklich, dass ein größeres Engagement Deutschlands in Afrika anscheinend automatisch mit mehr Soldaten verknüpft werde. „Wir können sehr viel im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit bewirken“, sagt der Theologe, der in den fünf Tagen in Mali von Mitarbeitenden von „Brot für die Welt“ begleitet wurde. Gemeinsam besuchten sie ein Dorfentwicklungsprojekt einer Partnerorganisation des Hilfswerks.
„Es ist mir ein Anliegen, dass auch die Soldatinnen und Soldaten das Land und die Situation vor Ort aus einer anderen Perspektive wahrnehmen“, sagt Dutzmann.
Auf seinen Wunsch fand ein Gespräch zwischen Bundeswehrangehörigen sowie Vertretern internationaler Hilfsorganisationen und der malischen Zivilgesellschaft statt. „Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit und ein gegebenenfalls notwendiges militärisches Engagement können einander ergänzen und die jeweils andere Perspektive in den Blick nehmen.“
Sein Besuch in Mali habe ihm bestätigt, dass die derzeitige Ressortaufteilung im Bundeskabinett überdacht werden sollte. „Um auf komplexe Situationen in Krisengebieten kohärent und wirksam reagieren zu können, brauchen wir eine Querschnittstruktur“, erklärt er. Denkbar sei ein eigenes Ministerium für Frieden und internationale Sicherheit, „in dem – unter dem Primat des Zivilen – die Perspektiven von Außen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik zusammen kommen“. Das Engagement der evangelischen Kirche sei davon aber noch einmal zu unterscheiden. „Wir müssen dort aktiv werden, wo die Not am größten ist.“
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