Am Ende könnten alle Seiten verlieren

Die kongolesische Bischofskonferenz hat kirchenrechtliche Sanktionen gegen den Priester Apollinaire Malu Malu angekündigt. Er war Anfang Juni zum Vorsitzenden der Unabhängigen Wahlkommission des Landes gewählt worden. Ihm wird eine zu große Nähe zur Politik vorgeworfen.

Apollinaire Malu Malu ist nicht irgendein Priester. Der 52-Jährige Theologe und promovierte Politologe hat in verschiedenen Positionen die Politik in der Demokratischen Republik Kongo in den vergangenen Jahren stark beeinflusst. Von 2003 bis 2010 hat er die Wahlkommission schon einmal geleitet und sich insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung der demokratischen Wahlen 2006 einen Namen gemacht. Auch bei den jüngsten Friedensverhandlungen mit der Rebellenbewegung M23 hat Malu Malu in der Regierungsdelegation eine wichtige Rolle gespielt. Der 52-Jährige gilt im eigenen Land und auch international als kompetent, entschlossen und durchsetzungsstark. Dass die Nationalversammlung ihn im Juni noch einmal zum Vorsitzenden der Unabhängigen Wahlkommission (CENI) gewählt hat, war nicht sonderlich überraschend.

Verwunderung ruft nun aber vielerorts die Haltung der kongolesischen Bischofskonferenz hervor. Bei ihrer Plenarversammlung Ende Juni kritisierten die Bischöfe Malu Malu dafür, dass er die Wahl zum Kommissionsvorsitzenden ohne Erlaubnis seines Bischofs angenommen hatte. Umgehend setzten sie Malu Malu als Generaldirektor des panafrikanischen Instituts Kardinal Martino, einer Hochschule für kirchliche Soziallehre, ab. Außerdem wird der Priester mit kanonischen, also im Kirchenrecht begründeten Strafen rechnen und voraussichtlich sein Kirchenamt niederlegen müssen. Es sei denn, der Bischof von Beni-Butembo, zu dessen Diözese Malu Malu gehört, entscheidet sich dagegen. Erst im Mai hatten die Bischöfe mit Nachdruck an den Artikel 285 des Kanonischen Rechts erinnert, der es Klerikern und Ordensleuten verbietet, öffentliche Ämter anzunehmen, die eine Teilhabe an der Ausübung weltlicher Gewalt mit sich bringen.

Die Kirche will auf Distanz zur Politik gehen

In seiner ersten Amtszeit als Vorsitzender der Wahlkommission hatte die Bischofskonferenz Malu Malu noch unterstützt. Nun setzt die katholische Kirche im instabilen und von Korruptionsskandalen gebeutelten Kongo aber mehr denn je auf Distanz zur Politik. Kritiker sagen Malu Malu eine zu starke Nähe zu Präsident Joseph Kabila nach, der dessen Expertise immer wieder angefragt hatte. Tatsächlich hängt dessen politische Zukunft nach den Wahlen 2016 nicht unerheblich vom künftigen Vorsitzenden der Wahlkommission ab. Laut Verfassung darf Kabila nicht noch einmal für die Präsidentschaft kandidieren. Es wird aber vermutet, dass er wieder versuchen wird, eine Verfassungsänderung zu seinen Gunsten durchzusetzen. Bei seiner Wiederwahl im November 2011 hatte er erwirkt, dass der Präsident nicht nach zwei, sondern bereits nach dem ersten Wahlgang feststehen solle.

Ob Apollinaire Malu Malu ähnliche Spielchen mitmachen wird, bezweifeln diejenigen, die ihn persönlich kennen. „Wir haben im Zusammenhang mit den Wahlen 2006 eng mit ihm zusammengearbeitet und er hat immer klar und deutlich gesagt, wo er steht“, sagt Raoul Bagopha, Kongo-Referent bei Misereor.

Doch im Fall Malu Malu könnte es am Ende nur Verlierer geben. Gerade jetzt, wo die Wahlkommission nach der zweifelhaften Wahl im November 2011 massiv in der Kritik stehe, sei Malu Malu eine gute Wahl. „Wir haben allerdings auch Verständnis für den Unmut der Bischofskonferenz“, fügt Bagopha hinzu. „Wir hoffen, dass wir dazu beitragen können, einen Weg aus diesem Dilemma zu finden, und dass sowohl die Rechte der Kirche geschützt als auch das allgemeine Wohl gefördert werden.“

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erschienen in Ausgabe 8 / 2013: Zentralasien – Als Partner umworben
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