(1.7.2013) Immer mehr Menschen werden wegen ihres Glaubens angefeindet. Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben erstmals einen gemeinsamen Bericht zur Lage der Christen herausgegeben.
Der Autor des Berichts, Theodor Rathgeber, sieht einen „eindeutigen Trend“, dass Verletzungen des Rechts auf Religionsfreiheit seit 2007 ständig zugenommen haben. Das gelte für Juden, Hindus, Sikhs und Angehörige traditioneller afrikanischer Religionen ebenso wie für Christen und Muslime. Letztere seien jedoch aufgrund ihrer großen Zahl (32 Prozent der Weltbevölkerung gehören dem Christentum an, 23,4 Prozent dem Islam) besonders häufig Opfer von Verfolgung und Diskriminierung.
So würden Christinnen und Christen in 111 Ländern der Erde wegen ihres Glaubens schikaniert und benachteiligt. Ob es eine „generelle, typische“ Verfolgung von Christen gebe, die sich „fundamental von derjenigen gegenüber anderen Religionen“ unterscheide, lasse sich jedoch weder mit einem „eindeutigen Ja noch Nein“ beantworten, betonte Rathgeber bei der Präsentation des Berichtes in Berlin. Christen würden vor allem in Ländern und Regionen bedrängt, in denen auch die Freiheit anderer Religionen sowie die Freiheitsrechte insgesamt eingeschränkt werden.
Am besten schneiden Nord- und Südamerika ab
Ferner wurzelten viele Konflikte nicht im Glauben – auch wenn es vordergründig so aussehe. Beispiele aus Ländern wie Äthiopien, Nigeria und Indonesien zeigten, dass es häufig um Ressourcen, Vergünstigungen oder den gesellschaftlichen Status geht. Am stärksten ist dem Bericht zufolge die Religionsfreiheit im Mittleren Osten und Nordafrika bedroht, gefolgt von der Region Asien-Pazifik. Am besten schneiden Nord- und Südamerika ab.
Rathgeber unterscheidet in seinem Bericht zwei Formen der Einschränkung: Verbote und Restriktionen von Seiten des Staates – etwa durch Gesetze, Subventionen und Privilegien bestimmter Religionsgemeinschaften. Das treffe auf 64 Staaten der Erde zu, darunter bevölkerungsreiche wie China, Indien, Pakistan, Indonesien und Russland. Darüber hinaus feindeten nichtstaatliche Akteure Religionsgemeinschaften an, verhinderten etwa Gottesdienste und Prozessionen sowie das Werben für den eigenen Glauben. Je restriktiver sich ein Staat verhalte, desto mehr ermutige er nichtstaatliche Gruppen zu feindlichen Aktionen.
Die evangelischen und katholischen Bischöfe Martin Schindehütte und Ludwig Schick bekräftigen bei der Vorstellung des Berichtes das Engagement der Kirchen für die Religionsfreiheit – gleich welchen Bekenntnisses. Es sei ihnen aufgegeben, bedrängten Christen und allen zu Unrecht Verfolgten solidarisch beizustehen, betonte Schick. (gka)
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